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zu bauen. 1511 dürfte die Wölbung vollendet worden sein, der Thurmban ging aber noch
weiter fort. Ende des XVI. Jahrhunderts wird der Brünuer Dom in eine Hallenkirche
umgebaut, später von Bischof Thnrzo eine schöne Vorhalle nordwärts angesetzt; 1566
gingen die letzten Arbeiten zu Ende. Die schöne Danbravniker Kirche wnrde von 1535
bis 1557 wieder aufgerichtet, wobei ältere Theile benutzt wurden.
Ans der Zahl der Rathhausbauten der spätgothischen Periode seien noch heraus-
gehoben: der Thurmbau zu Zuaim, von Meister Niklas von Edelspitz 1445 gebaut, der
ebenerdige Saal im Jglauer Rathhause mit schwerer Holzbalkeudecke, das interessante
Nathhans zu Boskovitz mit originellem, im unteren Theile an den Ecken abgestumpftem
Thnrmban, der 1539 erbaute Thurm zu Mährisch-Trüban, die städtische Waghalle in
Olmütz, das schöne Rathhausportal zu Brüun, dem Meister Pilgram zugeschrieben. Auch
von Privatbauten haben sich schöne Hallen und Vorhäuser (Brünn, Proßnitz, Trüban ?c.)
erhalten.
Einer in Böhmen und Mähren zahlreich vorkommenden Specialität des Thurmbancs
mag noch Erwähuuug geschehen. Viele Thürme der Kirchen und Rathhänser haben zuoberst
meist auf Kragsteinen aufgesetzte oder durch Mauerrücksprung hergestellte Umgänge, von
deren Enden oder aber von der Wurzel des Thurmhelmes vier Eckthürmchen ausgehen;
manchmal sind auch am oberen Theile des Thurmhelmes noch weitere vier Thurmerker, so
daß der ganze Thurm durch die vielen schlanken Spitzen ein recht effectvolles Aussehen,
eine belebte Silhouette erhält. Dieses Motiv war sehr beliebt und zieht sich bis in die
Renaissance hinein, wie es der prächtige, im unteren Theile gekuppelte Brünner Rathhans-
thnrm zeigte. Aus der gothischen Periode stammen z. B. der mit einem mehrfach gestockten
Helm versehene Thurm am Zuaimer Rathhanse und der ungemein feine und zierliche
Thurm der Pfarrkirche zu Kornitz.
Zum Schluß der Betrachtung der gothischen Periode wäre wohl auch eines
berühmten Landsmannes, des Mährers Magister Matthias von Proßnitz, genannt
Rajsek, zu gedenken, der nickt nur Deutschland, Frankreich und England, sondern auch
Italien besucht und dort Studien gemacht hatte; 1457 stellte cr den jetzt restanrirten
Pulverthurm zu Prag her; auch die Fortsetzung des Chorbaues der Kutteuberger
Barbarakirche, wo uns Reminiscenzen an die englische Gothik entgegentreten, ist ihm zu
danken. Da bei den Mauerwerkstheilen des Brünner Doms, welche vom Umbau zur
Hallenkirche herrühren, gleiche und ähnliche Steinmetzzeichen wie beim Prager Pnlverthurm
vorkommen, wäre es immerhin möglich, daß Rajsek bei dem Umban thätig war.
Aus der letzten Zeit dcr Gothik ist uns ciue Reihe Namen von Werkmeistern durch
neuere Forschung bekannt geworden, die wahrscheinlich die Vollendungsarbeiten gothischer
Bauwerke, welche bis 1550 und selbst 1570 reichen, geleitet und gewiß auch versucht haben,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch