Seite - 343 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
Bild der Seite - 343 -
Text der Seite - 343 -
343
Aufschwung; es entwickelt sich eine glanzvolle, prächtige Architektur, und zwar unter den
kunstliebenden, baulustigen Regenten Leopold I., Josef I., besonders aber unter Kaiser
Karl VI. Mähren hat damit neuerdings eine ganz besondere Glanzperiode zu verzeichnen.
Ein fast hundertjähriger Friede ruft ein durch nichts beeinträchtigtes Wohlbehagen hervor,
der Wohlstand wird allgemein, Schätze sammeln sich allenthalben an, Luxus und Geschmack
entwickeln sich und ein froher Sinn, warmpulsirende Lebens- und Genußfreudigkeit
treten überall zu Tage; dem Beispiel des Hofes, der bedeutende Bau-Ausführungen
unternimmt nnd vielfache Kunstaufträge ertheilt, folgt auch die Geistlichkeit und der Adel
Mährens; allerorten wird gebaut uud überall ist man bestrebt. Großes und Schönes zu
schaffen. Vor Allem ist es der Clerus, der, nun zum größten Ansehen und zu voller Macht
gekommen, über unermeßliche Reichthümer verfügt und seinen Sieg durch die groß-
artigsten Abtei- und Kirchenbauten zum Ausdruck zu bringen sucht; er gibt durch
seine vielen Bauten den Impuls zu einer allgemeinen, fast fieberhaften Bauthätigkeit;
allerorten entstehen z. B. Gnadenorte, so zu St. Thomas in Brünn, in Turas, Wrauau,
Kiritein, Sloup, Hostein, heil. Berg bei Olmütz n. s. w. Wie in der früheren Epoche der
Olmützer Cardinal Graf Dietrichstein an der Spitze der Baubewegung stand, so ist es jetzt
wieder der Olmützer Kirchenfürst Cardinal Graf Lichtenstein.Costelkorn. Auch der Adel
zeigt sich wie der Clerus als ein ebenso eifriger Förderer religiöser Ideen und religiöser
Kunst, und so erscheinen z. B. unter den Stiftern und Erbauern von Kirchen und
Klöstern die Familien: Fürst Liechtenstein, Graf Waldstein, Graf Althan, Freiherr von
Peterwaldsky, Graf Sinzendorf, Graf Rottal, Graf Qnestenberg, Fürst Dietrichstein,
Gräfin Roggendorf, Graf Blumeggen, Graf und Fürst Kaunitz, Graf Zierotin :c.
Schon früher wurde erwähnt, daß auch die Baute» dieser Periode den italienischen
Einfluß nirgends verleugnen; es ist die Zahl der in Mähren thätigen Italiener für
Kirchen und Schloßbauten eine sehr bedeutende und mögen aus dieser großen Schaar von
Meistern, welche nicht selten mit einem ganzen Stabe von Künstlern und Gehilfen ange-
rückt kamen, folgende genannt sein: Architekt und Bildhauer Balthasar Fontana (1670
bis 1729), Baumeister Johann Jakob Brascha (1680), Steinmetz Andreas Allio (1692),
Steinmetz Bernardo Antonio Fossati de Mafio (1728), Architekt und Maler Bartholomäus
Altamoute (1733), der fürstlich Liechtenstein'fche Galleriedirector Cajetau Fauti, Architekt
Martinelli (1750), Architekt Beduzzi (1750), Baumeister Canaval (1751) u. s. w.
Bald stand diesen italienischen Künstlern auch eine große Zahl heimischer, unter
ihrer Leitung geschulter oder in Italien ausgebildeter Kräfte zur Seite, welchen alsbald
die Führung und später fast die ausschließliche Leitung bei den weiteren Bauten zufiel;
dies macht erklärlich, daß auch die Bauten der späteren Zeit sich zumeist an italienische
Vorbilder anlehnen oder Anklänge an die italienische Kunst verrathen. Die Zahl jener
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch