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ornamentale und figürliche Verzierungen in Stein, Holz, in Treibarbeit und feinem Stuck
führen uns einen immensen Reichthum an Gedanken nnd Formen, ein unerschöpfliches Spiel
der Phantasie vor. Neben dem Architekten ist hier dem Figuralisteu und Ornamentikcr,
sowie dem Maler eine gleich wichtige Rolle zugewiesen und wie in Italien ist hier der
Künstler zumeist auch Architekt, Bildner und Maler in einer Person; die leitenden Kräfte
verschmähen es daher auch nicht, Wände und Decken eigenhändig mit feiner und zierlicher
Stuckarbeit zu schmücken. Darum erscheinen auch alle diese Bauten ans Einem Guß,
nirgends zu wenig und nirgends zu viel und selbst bei üppigstem Schmuck ist das Ganze
doch immer harmonisch und von wohlberechneter malerischer Wirkung.
An der Spitze dieser Meister der Barocke steht Balthasar Fontana, der mit
einer Menge mitgebrachter Künstler Paläste und Kirchen baut und mit vornehmem
Geschmack innen vollendet: so die bischöfliche Residenz in Olmütz (1671), das reizende
Lustschloß Bnchlovitz (1700), die Residenz zu Kremsier (1677), die Kirchen auf dem
heiligen Berge, in Velehrad ?c. Neben den vielen mit Fontana arbeitenden Künstlern
finden wir auch selbständig wirkende, wie z. B. Johann Brentani und Pietro Caroste in
Jglan, Audreo Allio, Bildhauer und Steinmetz in Kloster Hradisch, Joannes Dom.
Babant in Olmütz, den Steinmetz Beruardo Antonio Fosseti de Mafio u. s. w,; auch eiu
iil Wien beschäftigter Künstler, Lorenzo Matthielli, liefert im Auftrag Kaiser Karls VI.
die ursprünglich für die Wiener Burg bestimmten schönen Gruppen, Herkules und Antäns,
für die großartige Schloßtreppe zu Fraiu. Von deutschen und heimischen Künstlern der
Barocke sind zu erwähnen: die Olmützer Bildhauerfamilie Ziern (1673 bis 1714), der ans
Danzig gebürtige Bildhauer und Stnckadeur Michael Maudik, der für Kloster Hradisch
nach Schebetan zwei Figurengruppen (Neptun mit einem Pferde und Pluto mit einem
Drachen) liefert, dann der in Italien ausgebildete Königsberger Bildhauer Anton Riga
- (Ricca), ein vortrefflicher Meister in Stein, Holz und Stuck, von dem die höchst originellen
und schönen Orgelgehäuse der Olmützer Jesuiten- und der Brünner Dominicanerkirche,
dann die Mariensäule iu Ungarisch-Hradisch, sowie die prächtigen Scnlptureu am Palais
Mittrowsky in Brünn und im Pernsteiner Rittersaale herrühren; endlich der aus Schwaben
stammende bedeutende Nikolsburger Bildhauer Jguaz Lengelacher, der 1731 für den
dortigen Schloßeingang die prächtige Balustrade mit zwei Pferden und drei Vasen, für
die ehemalige Lorettokapelle das grandiose Fürst Dietrichstein'sche Wappen- und Relief-
stück (heil. Anna) liefert, sowie die prächtigen Atlanten, sphinxartigen Figuren und Putten
der grandiosen Fenstergruppe im Schloßhofe herstellt.
Auch eine Reihe heimischer Meister tritt uns in jener Epoche entgegen, wie Johann
Georg Schönberger, der für die innere Ausstattung der Holleschauer Kirche, für die
Brünner Minoritenkirche zc> arbeitet und zum Seelovitzer Schlosse die vier Jahreszeiten
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch