Seite - 403 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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vertreten in den Sitzen des mährischen Adels, so Sitzmöbel ans der Zeit Ludwigs XIV.
im Schlosse zn Bndischan und Jarmeritz. Das Schloß Groß-Seelovitz besaß nach dem
Berichte des mährischen Künstlers Chambrez einen Saal mit künstlichen Parquettafeln in
souruirter Tischlerarbeit, welche die Preußen, als sie im ersten schleichen Kriege Brünn
belagerten, aushoben und nach Berlin abführten. Auch verdient an dieser Stelle verzeichnet
zn werden, daß in Holland eine bestimmte Gattung bunt eingelegter beziehungsweise
souruirter Möbel des XVIII. Jahrhunderts ans die mährischen Brüder als Verfertiger
zurückgeführt wird. Die Bibliotheken insbesondere der mährischen Klöster verfügten über
reich ausgestattete Schränke mit Schnitzarbeit und theilweiser Vergoldung. Wir nennen
nur ein Beispiel aus der Roeoeozcit, die Bibliothekskasten des Augustinerstiftes in
Altbrünn, deren Schreinerarbeit von dem Laienbruder Beruard Stettuer herrührt,
während die Bildhauerarbeit Josef Weber ausführte. Andere mit nicht minderem Aufwand
ausgeführte Schränke, schon dem Ausgang des XVIII. Jahrhunderts angehörend,
befanden sich ehedem in Klosterbruck bei Znaim, hente bilden sie einen werthvollen Besitz
des Prämonstratenser Stiftes Strahov in Prag; sie sind eine Arbeit des Znaimer
Tischlers Johann Lahoser, welcher an denselben durch 10 Jahre gearbeitet und sie 1794
vollendet hat. Die erhaltenen Zunftladen weisen manch beachtenswertes Stück auf. In
neuester Zeit hat die Kuusttischlerei in Brünn, wesentlich gefördert dnrch das mit dem
mährischen Gewerbe-Museum in Brünn in Verbindung stehende kunstgewerbliche Atelier,
einen erfreulichen Aufschwung genommen. In Walachisch-Meseritsch besteht eine k. k. kunst-
gewerbliche Fachschule für Holzindustrie, welche Bedeutendes leistet. Anch die Fabrikation
von Möbeln aus gebogenem Holze durch Gebrüder Thonet in Koritschan und
I. und I. Kohn in Vsetin weist namhafte Leistungen kunstgewerblicher Art auf.
Ein Vergleich des bisher geschilderten Entwicklungsganges der einzelnen Zweige
der Kunstindustrie mit jenem in den übrigen Ländern Mitteleuropa's zeigt, daß unser
Vaterland mit den Nachbarländern zu alle» Zeiten gleichen Schritt hielt und der
Knnstindustrie Mährens daher in einer allgemeinen Geschichte des Kunstgewerbes ein
ehrenvoller Platz gesichert bleibt. Wie in der Vergangenheit ist auch iu der Gegenwart
Mähren nicht das letzte Land der österreichisch-ungarischen Monarchie, das sich der
seit 1851 in Europa sich vollziehenden Reform des Kunstgewerbes anschloß. Der
Anfang wurde im Jahre 1873 durch die, auf Anregung des mährischen Gewerbe Vereins
und unter dem Vorsitz des Statthalters von Mähren Philipp Freiherrn Weber von
Ebenhof durch eiu Comite in Brünn als Stiftung erfolgte Gründung des mährischen
Gewerbe-Museums gemacht, das, nach dem Vorbilde des k. k. österreichischen Mnsenms
für Kunst nud Industrie in Wien orgauisirt, sich in seinen Bestrebungen nicht nur
der regen Unterstützung dieses Centralinstitntes, sondern auch des orientalischen (jetzt
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch