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Industrie die Ergebnisse der Wissenschaft für die fortschrittliche Entwicklung zielbewußt
zu verwerthen, gibt die Landwirthschaft, wie ehedem, so auch in unseren Tagen das
wesentliche Gepräge der Markgrafschaft Mähren.
Die Bedentnng des Ackerbaues in Mühren geht schon aus der Größe der Fläche
hervor, welche ihm gewidmet ist. Besitzt ja doch uuter sämmtlichen Theilen der diesseitigen
Neichshälste Mähren die relativ größte Ackerlandsfläche. Von der gesammten Oberfläche
des Landes sind nicht weniger als 54 78 Procent, von der ganzen steuerbaren Bodenfläche
56 51 Procent Ackerland. Dabei weist das im Allgemeinen durch Bodengestaltung
und Klima begünstigte, durch intensive Cnltnr hervorragende Kronland in einzelnen
Theilen, namentlich in der Hanna, „Mährens Kanaan", besonders hohe Acker-Katastral-
reinerträge auf. Diese betragen z. B. im Schätzungsbezirke Kremsier für die I. Classe
pro Hektar 62 57 Gulden, im Mittel aller Classen 27 80 Gulden. Solche Erträge
müssen als Folge des Zusammenwirkens verschiedener günstiger Betriebsgrundlagen, als:
dichte Bevölkerung, Capitalreichthum, Fruchtbarkeit der Ackerkrume, gute Commnni-
cationen, landwirthschastliche Industrie :e. betrachtet werden.
Die Verschiedenheit der Wachsthumsbedingungen, der Höhenlage, der Bodenarten,
der Tiefe des Ackerbodens, die ungleiche Nertheilnng von Wärme und Feuchtigkeit und
andere Factoren bewirken, daß Mähren in seinem Rahmen die mannigfaltigsten land-
wirthschastlichen Bilder begreift. Während iin Süden Mais, zartes Gemüse, große
Wärmemengen erheischende Handelspflanzen, köstliches Obst und feuriger Wem gedeihen,
bilden in den mittleren Lagen edle Gerste, schwerer Weizen, zuckerreiche Runkelrüben den
Reichthum des Landwirths. Höher hinauf liegt der Schwerpunkt der Landwirthschaft im
Roggen-, Hafer-, Flachs- und Kartoffelbau, sowie im Betriebe der Viehzucht. Jenseits der
kargen Äcker im Hauptstock der Karpathen und der Sudeten, über 1440 Meter Höhen-
lage hinaus finden wir von landwirthschaftlich benützten Flächen nnr mehr die Salasche
oder Hochweiden der Karpathen.
Die Verschiedenheit der Vegetationsperioden ist begreiflicherweise sehr groß. Während
an der Südspitze Mährens das Getreide schon Ende Juni gemäht in goldenen Zeilen
daliegt, bedeckt iu den nördlichen Abdachungen der Karpathen nicht selten im September
der Schnee die reifenden Haferfahnen.
Dem Wanderer treten allerlei durch die verschiedenen klimatischen Momente
hervorgerufene Contraste entgegen. Im wohlgeschützten, auf Kalkboden fußenden
Gärtchen des Blumenzüchters zu Nikolsburg blühen im Sonnenglanze fenerfarbene
Cacteen, indeß in gleicher Seehöhe im nördlichen Mähren einheimische Gartenblumen
erst ihre Kelche entfalten. Am Fuße der Ruine Lnkov träumte der Dichter der „Ahnfran"
im Schatten der hier im Osten des Landes an der Südlehne der Karpathen gedeihenden
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch