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Das von der Oder durchzogene, mit zahlreichen Wiesen ausgestattete, durch relativ warmes,
etwas feuchtes Klima begünstigte Kuhländchen bietet die vortrefflichsten Bedingungen für
gedeihliche Rindviehzucht. Thatsächlich wird in diesem, seinen Namen dem Dynasten-
geschlechte der Xra^varö (kräva — die Kuh) verdankenden Gebiete seit Jahrhunderten rege
Viehzucht getrieben. Durch Kreuzung des ursprünglichen, dem mitteleuropäischen Noth-
vieh ungehörigen Landviehes mit Tiroler Rindern der knrzköpfigen Raee in den Jahren
1780 bis 1790, späterhin, bis vor etwa 50 Jahren, mit Berner Stieren, wurde hier ein
besonderer Rindviehschlag begründet. Von der Mitte des XIX. Jahrhunderts an aber
züchtete man den dnrch Kreuzungen geförderten Stamm durch Inzucht weiter. Die
Entwicklung dieses Schlages ist eine rasche, seine Mastfähigkeit, seine Zugtüchtigkeit eiue
bedeutende; seine Milchprodnetionsfähigkeit mit Hinblick auf die durchschnittliche Lieferung
von 2000 Liter ausgezeichneter Milch im Jahre eine sehr befriedigende. Dieser Schlag,
insbesondere beim Kleinbesitz verbreitet, wird theils der Stallsütterniig, theils dem
Weidegang unterworfen und liefert jährlich etwa 6000 bis 7000 Stücke für den Export.
Das Schönhengster Rind entstammt einer Kreuzung des hier seit dem XIII. Jahr-
hundert gepflegten Landschlages mit Berner, dann mit Simmenthaler Stieren. Die
Haltung von Kühen, welche dem Kleinbauer als Melk- und Zugthiere zugleich dienen,
ist hier vorwiegend. Die Jahreslieferung an Milch beziffert sich im Durchschnitt auf
2000 Liter. Die einen Fettgehalt von drei Procent aufweisende Milch wird znm Theile
in der Porstendorfer Genofsenschasts-Molkerei verarbeitet, welche nach deu letzten
Ausweisen jährlich ein Quantum von 7320 Metercentner Milch verarbeitete. Das
Genossenschaftswesen hat, wenn wir von der genannten Genossenschaft, dann von jener
zu Ketzendorf bei Neutitschein uud der jährlich 17.340 Metercentner Milch ausarbeiteudeu
Brünner Genossenschaft absehen, auf dem Gebiete der Molkerei keine Verbreitung
gefunden. Die Gesammtprodnction von Milch beträgt in Mähren über vier Millionen
Hektoliter. Von Butter werden etwa 57.000, von Käseprodncten gegen 80.000 Meter-
Centner erzeugt. Unter den letzteren sind als ein Specialproduct die Neboteiner oder
Olmützer „Quargeln" zu nennen, aus Quark (Topfen) bereitete Magerkäse. Die
Gesammterzengung der „Olmützer Handkäse" wird auf 600.000 Schock im Werthe von
etwa 300.000 Gulden veranschlagt.
Die Schafzucht Mährens hat innerhalb eines Jahrhunderts den Kreislauf vom
Beginn der Wollverfeinerung und Vermehrung der Heerden bis zu ihrem, durch höchsten
Adel der Wolle, größte Reichwolligkeit und eine Million Stückzahl charakterisirten
Zenith uud dann wieder zurück zu dem gegenwärtigen, dem veränderten Züchtnngszweck
angepaßten Zustande durchlaufen. Seit dem Jahre 1771 führten einzelne mährische Herr-
schaftsbesitzer Original-Merinos als Zuchtmaterial ein. Diese edlen Heerden verbreiteten
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch