Seite - 439 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
Bild der Seite - 439 -
Text der Seite - 439 -
439
45 Procent, aber sie sinken wieder in anderen Gebieten (Marsgebiet) auf zwei bis drei
herab. In der Regel sind die Kteingrundbesitzwaldnngen an die größeren Forstkörper
angelehnt oder sie bilden zahlreiche, oft recht kleine, isolirt im Ackerlande stehende Parzellen.
Der Wirthschaftsbetrieb kann in diesen Waldungen daher nur ein empirischer und vermöge
der geringen Ausdehnung auch nur ein aussetzender, auf die Befriedigung des momentanen
Bedürfnisses gerichteter sein. Es hat aber auch der Wald beim Kleingrundbesitz vor-
nehmlich den Zweck, dessen Hauptwirthschaftsbetrieb, welcher der landwirtschaftliche ist,
zu unterstützen. Die natürliche Folge ist, daß der Besitzer, insolange er nutzbare
Hölzer in seinem Walde hat, fleißig zugreift und bestrebt ist, jede finanzielle Verlegenheit
aus dem Walde zu decken. Und in der That, die Kleingrundbesitzwaldungen leiden nicht
so sehr an dem Mangel entsprechender Begründung als an ihrer Jugend, indem aus
ihnen alle marktfähigen Hölzer ausgebracht sind. Der Wald dient dieser Besitzkategorie
nicht nur zur theilweiseu Befriedigung des Holzbedürsnisses, er ist berufen, und anch das
einzige Mittel, die Viehzucht durch den Bezug von Waldstreu und durch die Weide im
Walde zu unterstützen. In den Gebirgsgegenden des Landes, in den Hochlagen des
böhmisch-mährischen Grenzgebirges, den Sudeten, insbesondere aber in den Karpathen, wo
der Landwirthschaftsbetrieb den Kleinwirth nicht mehr zu ernähren vermag, denselben
also zwingt, zur Schnittzeit in die südlicher gelegenen Gegenden zu wandern, um durch
Arbeitsverdienst eine Zubuße für die Winterszeit zu gewinnen, sind die Ansprüche an
den Wald hinsichtlich der Waldweide und Streunutzung geradezu uuabweisliche. Unter
solchen Verhältnissen ist die minder gute Beschaffenheit der Wälder dieser Besitzkategorie
anch das kleinere Übel.
Seit etwa zwei Decennien ist, herbeigeführt durch die Unterstützungen des Staates
und des Landes, durch die Thätigkeit zahlreicher land- nnd forstwirthschaftlicher Vereine,
wie auch durch die Einflußnahme der staatlichen Forstaufsicht, eiu schon überall
wahrnehmbarer Fortschritt in der Cnltnr und in der Wirthschaftsführung zu verzeichnen.
Die leichte und billige Pflanzenbeschaffung aus der mit Staats- und Landesmitteln
subventionirten Central-Waldbaumschule, ferner aus deu zahlreiche», gleichfalls vom
Staate und vom Lande subventionirten Baumschulen der land- und forstwirthschaftlichen
Vereine, endlich die zu Aufforstungszwecken vom mährischen Landtage gewidmete Dotation
jährlicher 10.000 Gulden, hat den Kleinwirth in die Lage gebracht, seine Versäumnisse
in der Waldcultur allmälig einzuholen, sowie neue Wälder auf bisher uubeuützteu
Läudereien zu begründen. Der spontane Begehr um Waldpflanzen hat seit Langem her die
Höhe von acht Millionen verschiedener Pflanzen jährlich erreicht. Ein weiterer Beleg für
den Fortschritt in der künstlichen Waldcnltnr des Kleingruudbesitzes ist das großartige
Aufforstuugsuuternehmeu im Vsetiuer Becva-Gebiete, wo mit Hilfe vou Staats- und
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch