Seite - 455 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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Werke vernichtet. Die Geschichte der Ostrauer Bergbaue hat manch schwarzes Blatt voll
Trauer und Schrecken aufzuweisen, dabei aber zugleich auch viele Beweise von Todes-
muth und Aufopferung, wie sie erhebender kaum auf den Schlachtfeldern gefunden werden
können. Um diese gefährlichen Wetter, auch die verbrauchten, rasch abzusaugen, arbeiten im
Reviere circa fünfzig Ventilationsmaschinen der verschiedensten Systeme.
Nicht alle Bergbaue des Ostrau-Karviuer Beckens liegen, wie schon in der Bezeichnung
desselben angedeutet ist, im Kroulaude Mähren, die größere Zahl derselben befindet sich
auf schlesischem Boden. In Mähren befanden sich mit Ende des Jahres 1891 fünf Unter-
nehmungen mit elf Dampfmaschinen im Betriebe, welche über acht Millionen Meter-
centner Steinkohle zu Tage förderten und nahezu 4700Arbeiter beschäftigten. Drei Betriebe,
und zwar der Karolinen-, der Salomon- und der Tiefbauschacht sind im Besitze des Frei-
herrn von Rothschild, zwei mit dem Heinrich-, Georg- und Franzschacht im Besitze der Kaiser
Ferdinands-Nordbahn. Mit diesen Betrieben sind Anfbereitungs- und Coakesanftalten,
mit dem Heinrichschachte auch eine Brikettfabrik verbunden. In den mährischen Coakes-
anftalten wurden im Jahre 1891 nicht nur 3'/- Millionen Metercentner Steinkohlen
vercoakt, sondern bei diesem Processe auch sehr ausehuliche Mengen werthvoller Neben-
produkte als: Ammoniak, Ammoniumsulfat, Theer, Hartpech, Asphalt und Theeröl im
Gesammtwerthe von 360.000 Gulden gewonnen. Die Brikettanstalt am Heinrichschachte
— die einzige des Reviers — erzeugt über 150.000 Metercentner Briketts aus der Staub-
kohle, welche mittelst Hartpech gebunden wird.
Daß der Bergbaubetrieb um Mährisch-Ostrau mit allen Hilfsmitteln der modernen
Technik ausgerüstet ist, ist bei einer so hoch entwickelten Industrie selbstverständlich. Tüchtige
Ingenieure, deren Namen sowohl im Vaterlande als außerhalb desselben einen guten
Klang haben, stehen an der Spitze der Unternehmungen und suchen im Verein mit ihren
Standesgenossen den Bergbau auf der Höhe der Zeit zu erhalten und zugleich das Los
der ihnen anvertrauten Bergleute möglichst zu verbessern. Diese Bestrebungen finden ihren
Concentrationspnnkt im Ostrauer berg- und hüttenmännischen Vereine, in welchem alle
das Herz des Bergmannes bewegenden Fragen verhandelt und erledigt werden.
Behufs Heranbildung tüchtiger Aufsichtsorgane für das Ostrau-Karviuer Becken
besteht in Mährisch-Ostrau eiue eigene Bergschule, in welcher junge Bergleute, die
eine angemessene Zeit in der Grube gearbeitet haben, in allen jenen Gegenständen unter-
richtet werden, deren Kenntniß einem Aufseher heutzutage nöthig sind.
Wenn die Bergleute im südlichen Mähren auf ihre Ostrauer Genossen nur mit
stillem Neide Hinblicken, so darf dies nicht Wunder nehmen; gegen den Kohlenreichthum
dort ist das Lignitvorkommen von Südmähren von zurücktretender Bedeutung. Freilich
ist die Braunkohle billig, sehr billig, aber vor ihrer schwarzen Anverwandten muß
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch