Seite - 481 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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Das Project der Herstellung einer schiffbaren Verbindung zwischen March
nnd Oder datirt noch aus der Regierungszeit Kaiser Carl VI. und jeuer der Kaiserin
Maria Theresia, also aus einer Periode, in der auch in Frankreich, England und
Deutschland dem Baue von Kanälen die größte Aufmerksamkeit zugewendet wurde uud
die meisten Wasserstraßen, allerdings in wesentlich kleineren Dimensionen, als es die
heutige moderne Schiffahrt in Concurreuz mit den Eisenbahnen erfordert, gebaut wurden.
Damals lag uur die Absicht vor, die Oder durch einen von Kuuewald über Barnsdorf,
Kotzendorf nach Mährisch-Wißkirchen geleiteten Scheitelcanal mit der Becva und durch
diese mit der March zu verbinden, die genannten Flüsse jedoch durch Reguliruug thunlichst
schiffbar zu machen. Die Ansprüche der Schiffahrt waren aber zu jener Zeit, wo es noch
keine Bahnen gab, sehr bescheidene; man begnügte sich mit kleinen Fahrzeugen von 10 bis
15 Tonnen Ladungen, die kaum 30 bis 40 Ceutimeter Tauchtiefe erforderten. Diese
Schiffahrt beschränkte sich auf die höheren Wasserstände und war gegenüber dem Trans-
porte per Achse schon rentabel, wenn sie nur wenige Monate im Jahre betrieben werden
konnte. Die geplante Anlage war damals vorwiegend für die Verfrachtung des galizifchen
Salzes nach Mähren und Niederösterreich bestimmt, ähnlich wie der gleichfalls zu jener Zeit
projectirte Douau-Moldau-Caual der Zufuhr des Salzes aus Hallein uud Berchtesgaden
nach Böhmen dienen sollte. Und doch muß man es tief bedauern, daß selbst jener so
bescheidene Schiffahrts-Caual zwischen der Oder uud der March nicht gebaut wurde, denn
derselbe wäre nach Aufschluß der mächtigen schleichen Kohlenreviere schon lange in eine
große leistungsfähige Schiffahrtsstraße umgewandelt worden und hätte auf die wirth-
schaftliche Eutwickluug der Monarchie einen heute unübersehbaren Einfluß genommen.
Im Jahre 1872 wurde die Idee, einen Canal zwischen der Donau bei Wien und
der Oder bei Oderberg als moderne Wasserstraße zur Beförderung von Booten mit
500 Tonnen Last auszubauen, allerdings in wesentlich anderer Form wieder aufgenommen,
konnte jedoch bis jetzt aus Mangel an verfügbaren Geldmitteln noch nicht realisirt werden.
Der Donau-Oder-Caual ist bestimmt, das Mittelglied einer vom Schwarzen Meere
bis an die Nord- und Ostsee reichenden, mitten durch Österreich-Uugarn ziehenden Wasser-
straße zu werden. Er ist als Canal lateral zur March, Becva und Oder projectirt, da
diese Flüsse sich aus vielen Gründen für eine Canalisiruug mit 2 bis 2 5 Meter Waffer-
tiefe nicht eignen. Für die Speisung der Scheitelhaltung soll das Niederschlagsgebiet der
Vsetiner und Rozuauer Becva mit rund 94.000 Hektar dienen. Die Anlagekosten sind
mit ungefähr 43 Millionen Gulden veranschlagt.
So wüufchenswerth nun auch der Ausbau dieser Wasserstraße, sowie die baldige
Ergänzung des mährischen Schienennetzes durch die Anlage wichtiger Localbahnen er-
scheint, ebenso verfehlt wäre es, wollte mau aus dem Umstände, daß das gewerbliche und
Mähren. 31
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch