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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
Seite - 550 -
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559 Das Volksleben der Deutschen. Charakter des Volkes. Bei dem Umstände, daß die Deutschen Schlesiens ursprünglich nicht einem Volksstamme angehören, sondern aus verschiedenen Gegenden Deutschlands in unser Land gekommen sind, möchte vielleicht der Schluß berechtigt erscheinen, daß von einem einheitlichen Volkscharakter nicht gut die Rede sein könue. Allein die gemeinsame Arbeit und die gemeinsamen Schicksale, sowie die gleichen geographischen Verhältnisse des Landes,namentlich die des Oppalandes, welche eine gewisse Abgeschlossenheit im Volksleben bedingen, haben in der Reihe der Jahrhunderte eine Verschmelzung der verschiedenen Elemente bewirkt und einen eigenthümlichen schlesischen Provinzialgeist und Volkscharakter herausgebildet. Sitten und Lebensanschannng befähigen den Schlesier zu der bedeutungsvollen Rolle eines Vermittlers zwischen norddeutschem und süddeutschem Wesen; er ist weder ein kalter, allzu nüchterner Verstandesmensch, noch von überquellendem Gefühl und allzu lebhafter Phantasie. Die Verhältnisse, unter denen er lebt und strebt, haben ihm ein gewisses Mittel dieser Extreme gegeben. Gleich seinem Lande zeichnet sich der Schlesier durch schlichte Gediegenheit und ein gewisses Gleichmaß seiner Entwicklung aus. Stark hervorstechende Eigenthümlichkeiten besitzt er nicht, doch kennzeichnet den rechten Schlesier bei aller Rührigkeit Gelassenheit und Ruhe. Seine Friedensliebe ist bekannt, aber auch sein Rechtsgesühl, seine Ehrlichkeit und Beständigkeit. Rastlos in seinem Bemühen, bescheiden in seinen Ansprüchen ist er mit seinem Lose, das ihm nicht zn leicht gefallen, bald zufrieden. Und empfindet der Gebirgsbewohner auch seine Armuth, so läßt diese ihn doch weder geistig, noch körperlich verkümmern. Selbst die ärmste Familie ist bestrebt, dafür zu sorgen, daß die Kinder reinlich und ordentlich einhergehen. Auch des Armen Ehrgefühl ist so rege, daß er lieber darbt, als vor seinen Mitmenschen sich erniedrigt. Einen besonderen Zug des deutschen Schlesiers bildet sein thatkräftiger Wille, seine zähe Ausdauer; mit jeder neuen Schwierigkeit wächst sein Eifer, wächst seine Kraft. Den kleinsten Vortheil weiß er auszunützen und mit nie abzuschreckender Emsigkeit zu behaupten. Mann, Weib und Kind strengen im Verein ihre besten Kräfte an, um dem Boden de» Lebensunterhalt abzuringen. Und so arbeiten nicht nur ein Menschenleben, sondern ganze Generationen an der Verbesserung des Besitzes. Dabei kommt es vor, daß die sorgsame Hausmutter das Bewachen ihres Jüngsten während der Feldarbeit nicht selbst besorgen kann; sie überläßt die Wache über denselben getrost dem treuen Haushunde, während der vorüberfließende Gebirgsbach den kleinen Erdenbürger mittelst einer einfachen Mechanik in den Schlummer wiegt. Durch den Kampf mit der kargen Natur wird die Ausbildung des Verstandes nicht wenig gefördert. Mit schneller Anffassuug begabt, wißbegierig uud
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Mähren und Schlesien, Band 17
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Mähren und Schlesien
Band
17
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1897
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.42 x 21.88 cm
Seiten
750
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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