Seite - 564 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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sich aufhalten; von Drachen, die als geflügelte feurige Schlangen durch die Lüfte
dahinziehen; von Basilisken, Geschöpfen, halb Schlange, halb Hahn, mit großen,
rothen Augen, deren durchdringender Blick todbringend ist; von zauberhafte« Bergen,
z. B. dem Gigerberg bei Gnrschdorf mit dem Lindwurm und vom Lindberge bei
Battelsdorf.
Volkslied und Volksschauspiel. Wo die Seele des Volkes in so mannigfachen
Sagen, Sitten und Gebräuchen zutage tritt, kann selbstverständlich auch der ureigenste
Ausdruck des Empfindens, das Lied, sowie das Abbild des Lebens im dramatischen Spiel
nicht fehlen. In der That finden wir beides auf schlesischem Boden in reicher Blüte. Gar
manches Blümchen, aus der ursprünglichen Heimat herübergekommen, wird mit Liebe
hier gehegt und gepflegt und von Zeit zu Zeit durch eine schlesisch-heimatliche Blüte
vermehrt. Laut läßt das Lied der Soldat auf dem Marsche erklingen, laut der Arbeiter
in der Werkstätte und in der Fabrik. Hell und frisch ertönt die Volksweise ans dem
Lande, beim Spinnrade, bei Pflug uud Sense. Und es ist immer ein gutes Zeichen,
wenn das Volk bei schwerer Arbeit in oft drückenden Verhältnissen im Gesang sich
Erleichterung schafft.
Im Allgemeinen sind unsere schleichen Volkslieder von einem ernsten, mitunter
bis zur Wehmuth sich steigernden Zuge durchweht, voll Innigkeit und Tiefe des Gefühls,
obschon Humor und Frohsinn nicht ausgeschlossen bleiben. Specifisch Schlesisches,
namentlich specifisch Schlesischoppaländisches, findet sich verhältnißmäßig weniger. Einer
ziemlichen Anzahl von Liedern begegnen wir, wie es in der Natur der Sache liegt, in den
übrigen deutschen Landen, zumal in den deutschen Landestheilen des angrenzenden
Preußisch-Schlesien. Schlesisch ist das nachstehende, nach seinem Mennet-Rhythmns zu
schließen, in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts entstandene Volkslied „Der
Zippelpelz", welches Lied noch heute durch ganz Schlesien gesungen wird:
Lott aich dach d'rbärma,
Kaft m'r ach an wärma,
Rächta schina, naia Zepp'lpälz."
„Löß du imm'r Mazas Schtaffa gin,
Daine Jacke schtit d'r a noch schin.
Wann d' sir a Frost
N wärma Brostlaz Host,
Brauchste hai'r noch kän Zepp'lpälz."
„Älle Jonga gm ai i'ra Pälza,
Äch ich muß mich ai dar äla Krttte wälza;
F'rkäft dan äla Bök,
Käst m'r schtätls an: Rök
„Fat'r, käst m'r äch än Zepp'lpälz,
Däde mich dan ganza Went'r hält,
Fö am äla Schtar,
Där rächt wolligh war.
Fät'r, käst m'r äch än Zepp'lpälz."
„Jonge, bis m'r schtell fom Zepp'lpälz,
Schleghe kri'ghste än kän Zepp'lpälz,
Ich wa dich znschlön,
Dn wascht dänka drän,
Schleghe krighste än kän Zepp'lpälz."
„Fat'r, satt äch Mazas Schtaffa an,
Wi sich dar gär schin b'kläda kan.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch