Seite - 571 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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Wandseite ein schmales, durch eine Stütze getragenes Brettchen, in dessen oberer Seite
in bestimmten Zwischenräumen durch einen Langstab verbundene Sprossen sich erheben.
Die Zimmerdecke wird aus Brettern gebildet, die auf sechs bis acht Balken ruhen,
welche von der Rispe oder dem Tram, einem starken Querbalken, getragen werden.
In größeren Stuben, wie beim Großbauer, dem ehemaligen Freihöfer oder Freibauer,
das heißt dem von Robot befreiten Bauern, auch in Wirthshausstuben, wird der Tram
von einem starken Tragpfosten, der „Säule", gestützt. Die Zwischenlücken über dem
Tram und den Balken dienen als Aufbewahrungsort für mancherlei Geräthschaften und
Handwerkszeug.
Steigen wir in den Oberstock des Bauernhauses. Dorthin führt, wie schon erwähnt,
vom Vorhause aus eine hölzerne steile Treppe. Er theilt seinen Raum in die weite
Treppenflur, in die Gesindekammer und in den Rauchfang. In der Treppenflur steht meist
die Haudmaugel. Die Gesindekammer dient als Schlafstätte für das weibliche Gesinde,
wenn dasselbe nicht im Kuhstall oder auf dem Backofen schläft. Die Läden der Knechte und
Mägde stehen daselbst die Wände entlang. Ein Halbfenster, nach dem Hofraum hiu
angebracht, läßt das Tageslicht herein. In der guten Stube, einer Einrichtung der neueren
Zeit, befinden sich die werthvolleren Sachen und Einrichtungsstücke des Hofbesitzers, voran
das Bild des Kaisers und der Kaiserin.
Vom Oberstock aus gelangt man über eine mit einer Fallthür durch ein Anlege-
schloß versperrbare Stiege auf den Oberboden, der gegen die Straße zu von dem mit
einer Öffnung versehenen Giebel des Hauses abgeschlossen wird. Auf diesem werden die
Getreide-, Mehl- und Flachsvorräthe aufbewahrt, aber auch Truhen, Läden, Spinnräder
n. a. sind hier untergebracht.
An manchen Häusern befindet sich in der Höhe des Stockwerkes auf der Hofseite
ein Geländergang, auf den man von der Treppenflur aus gelangt; er ist durch das seitlich
weit ausladende Dach (Traufendach) vor Regen geschützt. Auch unterhalb dieser Altane
ist der Hofraum erhöht und die Hausthür bisweilen mit einem hölzernen Vorbau versehen,
in welchen eine Gatterthür führt; er hat den Namen Laube (Lebe).
Aus der Hausflur kommen wir in den Pferdestall. Dieser ist ein länglicher Raum
mit einer zweiten Thür nach dem Hofe hin, welche mit einem Querbalken verschließbar
ist. In diesem Stalle schlafen auf einem breiten, ziemlich hoch als Bettstätte angelegten
Traggestelle, der „Krechze", die männlichen Dienstboten. In dem mit demselben durch
eine Thür verbundenen Kuhstall, aus dem ebenfalls eine zweite Thür in den Hof führt,
befindet sich außer den zur Bewartung der Kühe nöthigen Geräthschaften die „Hühner-
bühne", ein Brettergerüst, zu dem die Hühner vom Hofe aus über eine „Steige" durch
eine Öffuuug der Mauer Zutritt finden. Gedeckt war ehedem die ganze Hausanlage mit
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch