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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
Seite - 622 -
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622 lateinischer Ausdrücke aus dem Kirchlichen ins Volksleben. Leider haben sich aus jener Zeit keine Spuren der polnischen Sprache, sei es in Prosa (Predigten, Psalmen), sei es in Versen (Kirchenlieder) erhalten, die man diesem Lande zuweisen könnte. Doch sei hier wenigstens auf ein Mauuscript aus dem Jahre 1526 hingewiesen, das sich iu der Scherschnik'schen Bibliothek in Teschen befindet. In diesem befinden sich neben einer reichen Sammlung lateinischer Texte (Psalmen mit Noten) auch vier polnische Kirchenlieder. Die Ursache, warum die polnische Literatur in jener Zeitperiode zu keiner Ent- wicklung gelangen konnte, lag in den politischen Verhältnissen. Das Land litt unter den beständigen Kriegen der sich befehdenden schleichen Fürsten, die dünne Bevölkerung wurde gelichtet, die Ortschaften eingeäschert, die Felder verwüstet. Schon im XIII. Jahrhundert sahen sich die schlesischeu Herzoge veranlaßt, deutsche Ansiedler ins Land zu rufen. Das polnische Recht wich dem deutscheu Städterecht und deutsche Sitte und Sprache, welcher die den polnischen Piasten entfremdeten schleichen Herzoge immer mehr sich zuneigten, gewann in den Städten das Übergewicht. Seitdem aber das Herzogthum Schlesien ein Lehen der böhmischen Krone wurde, fand auch die schon damals entwickelte böhmische Sprache im Volke Verbreitung uud erlangte in der Folge die Herrschaft in Kirche. Amt und Schule. Auf diese Weise wurde die zweite, die böhmisch-polnische Literaturperiode begründet. Im XVI. Jahrhundert erlangte die polnische Sprache durch die Bemühungen hoch- begabter Schriftsteller und unter dem belebenden Einflüsse der Reformation einen solchen Formenreichthum, eine solche äußere Glätte und feste grammatische Gestaltung, daß die Werke aus jener Zeit noch heute als Muster des Stils gelten. Die Schriften eines Nikolaus Rej, zumal seine Kirchenpostille, eines Johann Kochanowski, besonders dessen Psalmenübersetzung, dann die Postillen eines Gregor aus Zarnowiec und Samuel Dambrowski fanden im Technischen große Verbreitimg und bilden noch heute die Lieblingslectüre des Volkes, zu der die Bibel in der Laudessprache, endlich Gesang- nnd Andachtsbücher hinzutreten. Redner und Schriftsteller bedienten sich mit Vorliebe des biblischen Ausdrucks, welcher lauge Zeit als Muster der Nachahmung diente. Aber anch die geistliche Poesie trieb frische Blüten; die eben erwähnten Psalmen I. Kochanowski's wurden wegen ihrer formvollendeten Sprache beifällig aufgenommen. Unter den Kirchen- liederbüchern erfreute sich aber bei der protestantischen Bevölkerung keines einer so dauernden Verbreitung als das böhmische Gesangbuch des Georg Trzauowsky. Dieser, geboren zu Teschen im Jahre 1591, verfaßte nebst anderen Schriften ein Kirchenliederbuch, welches noch heute im Gebrauche ist. Die unermüdliche Wirksamkeit Trzanowsky's als Lehrer, Prediger und Schriftsteller hat ihm den Beinamen des „polnischen Luther" verschafft.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Mähren und Schlesien, Band 17
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Mähren und Schlesien
Band
17
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1897
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.42 x 21.88 cm
Seiten
750
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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