Seite - 640 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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schwingen sich nach beiden Seiten Drapirungen hin. Die Fenster sind gerade. Über dem
einfachen Sims wird die Attica von dem einaxigen Zwischenstock durchbrochen, welcher
von verkröpften Doppelpilasterbündeln eingefaßt ist. Über dem geraden Fenster wird ein
ovales von einem Kranze umrandet. Der Giebel ist in gegeneinander schwingende Consolen
aufgelöst, zwischen welchen eine Monogrammplatte mit kleinem Ziergiebel gestellt ist.
Das Pala i s Blücher und das Pala is Sobek, beide nach dem Brande
von 1689 entstanden, tragen das gleiche charakteristische Gepräge; jenes ist reicher an
ornamentaler Gliederung, dieses zierlicher in decorativem Schmuck; beide repräseutireu
die barocke Richtung, wie sie an sächsischen Bauten am Beginn des XVIII. Jahrhunderts
erscheint. Die zweigeschoßige Hanptfa^ade des Blücher'scheu Palais zerfällt in einen
dreiaxigen Mitteltheil und iu die zweiaxigeu Seitentheile, ohne daß ersterer als Risalit
vorspränge. Dieser trägt einen gleichgegliederten Dachausbau mit Attica und Rundgiebel.
Im Parterre ist derselbe von Rusticapseilern eingefaßt; solche stehen auch als äußere
Umrandungen au den Seitentheilen. Die Mitte füllt das Portal im Korbbogen. Drei in
Dreieck gestellte jonische Säulen auf hohen Postamenten tragen den Baleon, dessen
schmiedeisernes Gitter zu den schönsten Erzeugnissen dieser Art in Schlesien zählt. Diese
fünffache Gliederung wird im ersten Geschoß durch Pilasterpaare oder Bündel weiter-
geführt. Das mittlere der Balconfenfter hat ausnahmsweise den Korbbogen. In dem
Giebel, welcher die Simslinie des Daches unterbricht, stehen Wappen. Der Dachausbau
mit seinen drei Korbbogenfenstern und den rohen Pilastereapitälen zeigt eine spätere Hand.
Links und rechts sind ovale Mansardenfenster. Das Innere ist gänzlich umgestaltet.
Hier nun muß die dieser Periode angehörende Umgestaltung der Schlösser
von Geppersdors und Freudenthal Erwähnung finden. An beiden hat der im Süden
Deutschlands ausgebildete Barockstil seine umgestaltende Kraft gezeigt. In Geppersdors
hat sie die vordere Fa^ade ergriffen, in Freudenthal das gesammte Äußere der Schloßanlage.
Dort entwickelt sich eine zehnaxige Front; das Parterre ist als Sockel behandelt, die
hohen Fenster der Belletage und die Mezzaninfenster darüber sind durch korinthische
Pilaster nach dem von Bernini geschaffenen und in aller Welt populär gewordenen Vorbild
in ein Bauglied zusammengefaßt. Die Fenster, mit geradem Sturz abgeschlossen, sind
im ersten Stock von geschwungenen, auf Consolen ausruhenden Giebeln überdacht, deren
Felder mit Büsten gefüllt sind. Ein breites Gesims mit Reliefband leitet zu dem steilen
Dache hinauf. Das rnndbogige, von Säulen flankirte Portal trägt auf seinem Gebälke
abgebrochene Giebel. Der stattlichen Gefammtwirkung der Fa^ade gegenüber zeigen die
ornamentalen Formen trotz ihrer Mannigfaltigkeit bereits Ermüdung und glatte
Nüchternheit im Einzelnen, was seine Erklärung darin findet, daß das Ende der
Umgestaltung des Schloss es erst in den Anfang dieses Jahrhunderts fällt.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch