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wurde an den meisten Orten aufgelassen. Gegenwärtig besteht die Brennholztrift nur noch
auf einigen Flüssen Ost-Schlesiens im Verwaltnngsgebiete der Kammer Teschen, woselbst
zur Zeit der Schneeschmelze im Frühjahr auf den Flüssen Moravka, Olsa und Weichsel etwa
100.000 Raumcubikmeter Brenn- und Kohlholz an die Verbrauchsorte Friedek, Teschen,
Trzyniec und Ustron getriftet und an den genannten Orten größtentheils zum Eisenhütten-
betriebe verwendet werden. Hier hat die Brennholztrift noch ihre volle Berechtigung,
weil sie unter den gegebenen Verhältnissen das billigste und rascheste Transportmittel ist.
Der intensive Forstbetrieb Schlesiens sichert nicht nur den Waldbesitzern eine nach-
haltige und ansehnliche Bodenrente, sondern er gewährt auch vielen Tausenden Bewohnern
dieses Landes einen ständigen und ausreichenden Verdienst. Für einen großen Theil der
Gebirgsbevölkernng ist der Wald geradezu die erste und wichtigste Existenzbedingung.
Ehedem wurde die Colouisirung mancher Gebirgsgegenden Schlesiens nur auf den Wald
basirt. Die Ansiedler erhielten gegen relativ geringe Gegenleistungen Grund und Boden
zur Rodung von Feld und Wiesen, Holz zum Aufbau der Wohnhäuser, Absallholz als
Brennmaterial und das Recht der Waldweide und des Streubezuges für ihr Vieh. Aus
diesen Zugeständnissen bildeten sich mit der Zeit, besonders in den ostschlesischen Gebirgen
zahlreiche und bedeutende Servitutsrechte heraus, deren Ablösung die verpflichteten Güter
im Laufe der Fünfziger- und Sechziger-Jahre mit großen Opfern an Geld und Grund-
flächen durchzuführen bemüssigt waren. So erhielten die Weideberechtigten der Gebirgs-
gemeinden in den politischen Bezirken Teschen und Bielitz Äquivalentflächen in der
Gefammtansdehnung von circa 12.000 Hektar, welche von den belasteten Wald- und
Weideflächen der Domäne „Kammer Teschen" in unzähligen Parcellen abgetrennt nnd
den Berechtigten ins Eigenthum überantwortet worden sind. Auf diesen Äquivalentflächen
wird, soweit sie den ehemaligen Weidegenossenschaften gehören und nicht Besitzbestandtheile
Einzelner sind, noch gegenwärtig die sogenannte „Sallaschwirthschaft", eine Art Alm-
wirthschaft getrieben, welche in dem Auftrieb von Weidevieh (Schafen, Ziegen und
Rindern) während der Sommermonate besteht.
Diese Art der Weidewirthschast ist eine Specialität aller Karpathenländer. Sie
wurde früher in den schleichen Beskyden zum großen Nachtheil der belasteten Wälder in
weit größerem Umfange betrieben, als dies gegenwärtig nach durchgeführter Ablösung der
Servituten der Fall ist. Die Weideberechtigten übten damals die Waldverwüstung im
großen Stil! Das „Schneideln", das „Ringeln", das „Waldbrennen" und die Vernichtung
des jungen Holzwuchses waren alltägliche Erscheinungen. Der Wald wurde schonungslos
verwüstet, um den beabsichtigten Zweck, die Vergrößerung der Weideflächen, zu erreichen,
und doch blieb der wirthschaftliche Effect dieser Maßnahmen ein verschwindend geringer
im Vergleich zu den dem Walde zugefügten Schäden. Diesem trostlosen Zustande hat die
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch