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Ganz entgegengesetzt hat sich das ostschlesische Eisenhüttenwesen entwickelt und eine
nie geahnte Höhe erreicht.
Herzog Albert von Sachsen-Teschen und Erzherzog Karl waren die Begründer
dieser Industrie in Ostschlesien, welche in deren Nachfolger im Besitze der Kammer
Teschen, weiland Feldmarschall Erzherzog Albrecht, einen opferwilligen nnd erleuchteten
Förderer fand.
Der Bergban auf Eisenerz uud das Hüttenwesen wurden in Ostschlesien seit jeher
nur auf der Teschener Kammer betrieben. Der Eisensteinbergbau in Ostschlesien wurde
1770 aufgeschlossen, der Bau des Hochofens in Ustron an der Weichsel fiel in das Jahr
1772, jenes in Baska am Ostravicaflnsse in das Jahr 1806 und des Hochofens in
Trzyuiec an der Olsa in das Jahr 1838. Hand in Hand mit der Roheisenerzeugung
ging auch die Gußwaarenfabrikation; der Frischfeuerbetrieb wurde in Ustron nnd
Baska eingerichtet und das Hammerwerk Karlshütte in Leskovitz an der Ostravica
1833 erbant. Brennstoff und Wasserkräfte waren reichlich vorhanden, unsicher dagegen
die Eisensteindotation, da die geognostifcheu Verhältnisse noch unbekannt waren. Der
intermittireude Jahresbetrieb der Hochöfen wnrde in den Vierziger-Jahren in einen
ununterbrochenen verwandelt, als man feuerbeständigen eisenfreien Karpathensandstein
der Gaultformatiou als Zustellungsmaterial wählte.
Die große Entwicklung dieses Hüttenwesens wurde aber erst von dem damaligen
Gewerks-Director Ludwig Hohenegger inangnrirt, der im Jahre 1839 die Leitung des
Montanwesens auf der Kammer Teschen übernahm. Sein reiches theoretisches und
praktisches Wissen und seine klare Voraussicht lenkten die Montanindustrie in rationelle,
moderne Bahnen, seine Forschungen über die geologischen Verhältnisse der Nordkarpathen
wiesen dem früher nur empirisch betriebenen Bergbau neue Wege. Die erzführenden und
die flötzleeren Gesteine wurden richtig erkannt, wodurch die mit einiger Berechtigung
befürchtete Erschöpfung der Erzlagerstätten in weite Ferne rückte. Die manganarmen
Karpathenerze förderten schon in den Vierziger-Jahren die directe Gußwaarenerzeugung
aus den Hochöfen, und man verbesserte bald diesen Hauptbetrieb durch Einführung
eiserner Cylindergebläfe und durch erwärmten Wind. Bei dem Gußwerke in Trzyniec
wurde im Jahre 1845 eine Emailhütte und in Ustron ein Feineisenwalzwerk zur
Erzeugung von Fein- und Schneideisen gebaut; die Wasserkraft dieses Walzwerkes
wurde später durch Dampfkraft ersetzt, die Walzenstraßen vermehrt und der Pnddel-
betrieb eingeführt.
Nach und nach entstanden in Ustron noch eine Zeugschmiede, eine Nagelhütte, eine
Dampfkesselschmiede, eine Schrauben- und Nietenfabrik, eine Maschinenfabrik und eine
Coustructiouswerkstätte für eiserne Brücken. Die Kesselschmiede und Maschinenfabrik
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch