Seite - 712 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
Bild der Seite - 712 -
Text der Seite - 712 -
712
gestört; die biedere, fleißige und genügsame Bevölkerung Schlesiens, die infolge ihrer
Dichtigkeit, sowie im Hinblicke auf die insbesondere in den Gebirgsgegenden geringe
Ertragsfähigkeit des Bodens schon frühzeitig auf die gewerbliche und eommercielle Thätig-
keit angewiesen war, wußte es indeß, dank ihrer Intelligenz, Ausdauer und Strebsamkeit
und unterstützt dnrch zweckentsprechende, die gewerbliche Thätigkeit fördernde Maßnahmen
der Regierung, dahin zu bringen, daß Schlesien heute in industrieller und gewerblicher
Beziehung auf einer hohen Stufe der Entwicklung steht und selbst mit den industriell
fortgeschrittensten Kronländern einen Vergleich in keiner Weise zu scheuen braucht.
Von der Werkstätte des kleinen Handwerkers angefangen bis zum vollkommensten
Fabriksbetriebe hat Schlesien zahlreiche und zum Theile sehr bedeutende Unternehmungen
der verschiedensten Art anszuweisen, in denen viele Tansende von Arbeitern Erwerb und
lohnende Beschäftigung finden, obfchon in Bezug auf die Erleichterung der Communieation
noch Manches zu wünschen übrig bleibt, da mehrere Landestheile, welche die Bedingungen
wirthschaftlichen Gedeihens im vollsten Maße in sich bergen, immer noch des segensreichen
Einflusses eines Schienenweges entbehren.
Ende 1890 gab es in Schlesien, die großen Industrie-und Trausportunteruehmnngen
mit eingerechnet, 20.192 selbständige Handel- und Gewerbetreibende. Im Verhältnisse zur
Einwohnerzahl breitet sich das dichteste Netz von Gewerbebetrieben über die Städtebezirke
Troppan und Bielitz uud über den politischen Bezirk Jägerndor f aus. Im westlichen
Theile Schlesiens sind die Handels- und Gewerbebetriebe im Verhältnisse zur Bevölkerung
weitaus zahlreicher, als im östlichen, wo auf je 1000 Einwohner blos 21 Gewerbe
entfallen, während der westliche Theil auf je 1000 Einwohner 44 Betriebe aufweist.
Eine hervorragende Stellung behauptet in Schlesien vor allem die Textilindustrie.
Nicht blos die außerordentliche Menge der verschiedenartigen Erzeugnisse, sondern auch
die überaus große Zahl der beschäftigten Arbeiter lassen die Textilindustrie Schlesiens als
besonders wichtig erscheinen, wobei zu bemerken ist, daß viele Zweige derselben noch als
Hausindustrie betrieben werden.
Die Hauptcentren der schlesischeu Tuchindustrie sind Bielitz und Jägerndorf.
Fabriksinäßige Betriebe bestehen außerdem in Troppau, Skotschau, Odrau und Niklas-
dorf. Im Jahre 1890 zählte man in Schlesien 279 Etablissements, die sich mit
der Schafwollwaarenerzengung befaßten, und zwar: 63 Tuch- und Schafwollwaaren-
fabriken, in denen Spinnerei und Weberei regelmäßig vereinigt ist, 3 Strickwaaren-
fabriken, 1 Futterstoffabrik, 6 selbständige Streichgarnspinnereien, 1 Kammgarnspinnerei
und -Weberei, 28 Färbereien und Appreturanstalten, 87 kleinere Tucherzenger und
90 Strumpfwirkereien. In der schleichen Wollwaarenindnstrie standen eine Leistungs-
fähigkeit von circa 4000 Pferdekräften repräfentirende Motoren, an 5000 Stühle,
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch