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Passionsgeschichte gemalt. Der außerordentlich reich gestaltete Giebelaufbau über dem Schrein
steigt bis zum Schlußstein des Chores empor und ist mit Apostelstatuen belebt. Nach dem
hier befindlichen, durch Martin Urbanovitz errichteten Grabdenkmal ist dieser Altar das
Werk des Leutschauer Bildhauers Paul, der es 1508 begann und 1515 vollendete. Nach
dem Hochaltar ist der Altar zu Maria-Schnee der größte und schmnckreichste. In seinem
Schrein steht die fast lebensgroße Figur Marias; die Vorder- und Rückseiten der beiden
Flügel weisen zwölf Bilder aus dem Leben Marias von niederländischem Charakter auf,
deren Kunstwerth diesem Denkmal den ersten Platz unter allen ähnlichen in Ungarn sichert.
Der Altar zur Passion Christi ist von der Größe des eben erwähnten, etwa 12^2 Meter
hoch, jedoch etwas einfacher gehalten. Seine Hauptfigur ist Christus, dessen rechte Hand
ans die Wunde seiner Brnst deutet; rechts von ihm steht Maria, links der Evangelist
Johannes. Die Vorderseiten der Flügel haben vier Felder mit je zwei Heiligengestalten,
die Rückseiten weisen vier Scenen aus dem Leben Marias auf. Diesem Altar verleiht
der verschwenderische Reichthum des Sockels an durchbrochen gearbeitetem Laub-
schmuck hervorragenden Kunstwerth. Das Laubwerk umschlingt die Wappen des Königs
Matthias und seiner Gemalin Beatrix. Die Entstehungszeit des Altars fällt also zwischen
das Vermählungsjahr (1476) nnd das Todesjahr (1490) Matthias'. Dieses geschnitzte
und vergoldete Laubwerk, dem man bereits den Einfluß der Renaissance ansieht, gehört nach
Formen, Composition und gediegener Durchführung zu den schönsten derartigen Werken.
Von den Flügelaltären der Kathedrale zu Kaschau sind vier erhalten geblieben, doch
keiner in unversehrtem Znstande. Der Hochaltar gehört zu den größten Denkmälern dieser
Art. Auf der Vorderseite seines reich verschnörkelten Sokels sieht man ein Schnitzwerk
von mehreren Figuren, das die Auferstehung Christi darstellt. Darüber erhebt sich ein
mächtiger Schrein mit überlebensgroßen Statuen: in der Mitte Maria, rechts von ihr die
neutestamentliche heilige Elisabeth und links die heilige Elisabeth von Ungarn. Die Flügel
des Schreines weisen in schön geschnitzten Rahmen 48 Gemälde auf, von denen 24 die
Passion, 12 Scenen aus dem Leben Marias nnd ebensoviele Scenen aus dem Leben
der heiligen Elisabeth von Ungarn darstellen. Die Bilder der ersten zwei Serien deuten
auf einen ungewandten Handwerker. Dagegen ist die Serie aus dem Leben der heiligen
Elisabeth von einem geschickteren Maler nach besseren Vorlagen gemalt. Obwohl auch
diesen kein besonderer Knnstwerth zukommt, übertreffen sie doch, dank der sorgfältigen
Durchführung, der lebendigeren, dramatischeren Composition und dem Ausdruck der
Figuren weitaus die Malereien, die aus der Nürnberger Werkstatt Michael Wohlgemnths
hervorgegangen sind. Somit fehlt der Annahme, als ob auch diese Bilder Erzeugnisse seiner
Werkstätte wären, alle Begründung. Der Giebelaufbau wurde zu Anfang dieses Jahr-
hunderts abgenommen und verschleppt; nach der Constructiou des Altars muß er bedeutend
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch