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ihre Gefährtinnen von den Hunnen überfallen, das Martyrium der Zehntausend, die
Kreuzigung Petri und eine nicht bestimmte Legendenscene darstellen. Der reiche, schlank
emporschießende Giebelbau ist mit den Figuren des Gekreuzigten zwischen den beiden
Schachern und mehrerer Heiligen belebt. Von den beiden Flügelaltären der Kirche
zu Liptö-Szent-Andräs ist der St. Andreasaltar trotz seiner Kleinheit und Schmucklosigkeit
interessant, weil die im Schreine stehende Figur, wenn auch in den Verhältnissen unrichtig,
doch die andächtige Versnnkeuheit des lesenden Heiligen charakteristisch ausdrückt. Zu
erwähnen sind schließlich drei Flügelaltäre in der Kirche zu Georgenberg (Szepes-Szombat),
je vier in den Kirchen zu Kleiu-Zeben (Kis-Szeben) und Nemet-Lipcse, je drei in denen
zu Szepes, Nagy-Ör, Szmreesäuy, Jakabfalva, Szaßfaln und Lüeska.
Ein anderes eigenthümliches Einrichtungsstück der gothischen Kirche ist das
Saeramentshans . In älterer Zeit, ja in kleineren Kirchen auch später, diente eine in die
Chorwand gehöhlte und mehr oder weniger reich umrahmte Nische als Saerameuts-
häuscheu. Später nahm es die Gestalt eines im Kirchenraume frei aufgestellten, selbständigen
architektonischen Gebildes an, das als schlanker Bau bis zum Gewölbe der Kirche empor-
schoß und im ganzen Formenreichthnm der entwickelten gothischen Knnst prangte. Derartige
Denkmäler des Oberlandes halten dem Besten die Wage, was das Ausland auszuweisen hat.
In der St. Martin geweihten Krönungskirche zu Preßburg stand einst, nicht ganz
frei, sondern an die Nordwand des Chores gelehnt, ein etwa 15 Meter hohes Saeraments-
hans, das im vorigen Jahrhundert abgetragen wurde. Dieses imposante, thurmartige
Gebilde hat nur geringe Spuren an einer Wand zurückgelassen. Seiner Größe, aber auch
seineu Formen nach muß es ein bedeutender Schmuck der Kirche gewesen sein; Zeugniß
dessen seine eiserne Gitterthür, die dem Verderben entgangen ist. Nach der daran
befindlichen Inschrift hat „Sigmund Fischer schlösse? zu Wien", vermuthlich in der zweiten
Hälfte des XV. Jahrhunderts, dieses zwar spätgothische, aber durch guten Geschmack und
treffliche Ausführung hervorragende Werk gearbeitet. Aufzeichnungen aus dem XVII. Jahr-
hundert loben das Saeramentshans zu Neusohl, das später zu Grunde gegangen ist. In
gutem Zustande erhaltene, freistehende Sacrameutshäuser sind nnter anderem die der
Kirchen von Lentschau, Bartseld, Kleiu-Zeben, O-Bänya und Rvsenan. Das Rosenaner
ist laut darau befindlicher Inschrift ein Werk des Peter Coloa, 1503 Oomini
1503 live opus kaetum est per Metrum t!c>Ivu"). Seine Formen verrathen den spätern
Ursprung. An Größe, künstlerischer Vollendung und guter Erhaltung übertrifft das
Sacramentshaus der Kaschaner Kathedrale alle anderen. Es entwickelt sich aus sechseckiger
Basis und erreicht, von Stufe zu Stufe verjüngt, eine Höhe von 16 Meter. Es ist angeblich
ein Werk des Kaschauer Meisters Stephan Krom. Obwohl um die Mitte des XV. Jahr-
hunderts entstanden, hat es sich die richtigen Verhältnisse und präcisen Formen aus der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch