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An Mineralwässern ist das Comitat nicht reich. Was vorhanden ist, sind kalte eiseu-
oder schwefelhaltige Wässer. Bei Preßburg liegt am Fuße des Gemsenberges in dem
anmuthigen, schattigen Weidritzthale das bekannte Eisenbründl (Vasküt), das, zum
Trinken nnd Baden eingerichtet, im Sommer stark besucht wird. Näher zur Stadt, am
Saume des Gebirgsparkes bildet eine andere Eisenquelle das Marienbad, das aber
nur als Sommerfrische dient. Am Ostabhange der Kleinen Karpathen sind die Mineral-
quellen von St. Georgen und Bösing die bekanntesten. Die St. Georgener Stephansquelle
entspringt auf einer moorigen Wiese bei St. Georgen (Szent-György). Sie ist ein
alkalisches Schwefelwasser, das zum Trinken und Baden benützt wird und namentlich
gegen Gicht, Rheumatismus, Skrophelu, chronische Haut-, Milz-, Leberkrankheiten n. s. w.
gute Dienste thut. Bedeutender ist die Bösinger Eisenquelle, eine halbe Stunde von
Bösing (Bazin) in anmuthiger, luftiger Gegend am Fuße eines steilen Felsens gelegen,
ein reizender Aufenthaltsort schon wegen der waldigen Umgebung.
Das Klima des Preßburger Comitats ist ziemlich mild. Die Kleinen Karpathen sind
von nicht geringem Einfluß auf die meteorologischen nnd klimatischen Erscheinungen,
indem sie die Windrichtung in hohem Grade mitbestimmen. Da nämlich die herrschende
Windrichtung eine nordwestliche ist, dient der Gebirgswall als Schutz gegen die rauhen,
stürmischen Nordwinde. Es ist für das Eomitat gewiß charakteristisch, daß es kaum je
einen windstillen Tag hat. Die Stadt Preßburg hat deren kaum fünf im Jahre und auch
diese fallen auf den September. Am windigsten ist der Zeitraum März-Juni, am stillsten
Juli-September. Die unaufhörlichen Windströmungen lassen kein beständiges Wetter
aufkommen. Das Klima des Comitats ist zwar im Allgemeinen so gemäßigt, daß selbst
die Feige und Kastanie im Freien überwintern kann, doch ist der Temperaturwechsel grell
und plötzlich. Die Übergänge der Jahreszeiten sind nicht regelmäßig; die Kälte wird im
Frühjahre plötzlich von sommerlicher Hitze abgelöst. Die Maifröste sind den Culturen,
besonders dem Wein, sehr gefährlich. In manchem Jahre (z. B. 1893) friert die Donau
zweimal zu, in anderen überhaupt nicht; so 1895, als der Strom bei Budapest eine dicke
Eisdecke hatte. Zur Kennzeichnung der Temperaturverhältnisse des Comitats seien hier
die der Stadt Preßbnrg angeführt; ihre mittlere Jahrestemperatur ist 10 2, das Maximum
33 0, das Minimum — 16 2, das Temperaturmittel aus 20 Jahren 9 9 Grad Celsius.
Die Gesundheitsverhältnisse können im Allgemeinen für günstig gelten, obgleich sie
in den einzelnen Gegenden, wie aus den Geburten und Todesfällen hervorgeht, sehr
verschieden sind. Durchschnittlich kommen auf 1.000 Personen 41 6 Geburten. Die ärmere
Bevölkerung der rauheren Gebirgsgegenden zeigt wenig Zunahme, dagegen weist sie mehr
alte Leute auf als die fruchtbare Ebene. Sehr groß ist die Kindersterblichkeit: 41 5 Todes-
fälle auf 100 Geburten. Wie sehr sich die Gesundheitsverhältnisse des Comitats seit
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch