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Die aus den Preßburger Maschinenfabriken hervorgehenden landmirthschastlichen Maschinen
finden auch in Italien und Deutschland guten Absatz. Auf dem Gebiete der Spinnerei
und Weberei ist die Fabrication vvn Flachs- und Jutestoffen hervorzuheben. Beachtung
verdienen schließlich die chemischen nnd ihnen verwandten Industrien, sowie die Herstellung
von Chemikalien und Farben. Die chemische Fabrik zu Schmoleuitz erzeugt durch trockene
Destillirnng des Holzes Holzalkohol, Holztheer, Essigsprit und Essigsäure. Diese Fabriks-
erzeugnisse gehen hauptsächlich nach Österreich und England, die Produete der Zeiler
Schwefelsäurefabrik uach Bulgarien und Rumänien.
Unter den landmirthschastlichen Fabricaten stehen Spiritus, Essig und Zucker
voran. Zucker wird in drei Fabriken erzeugt. Die Diößeger Zuckerfabrik ist die größte,
dann kommen die zu Tyruau und Ungeraiden (Magyarfalva); ihre Ausfuhr geht meist
nach Italien und England. Der berühmte Preßburger Zwieback ist, wie die Mohn- und
Nußbeugel, auch im Auslande sehr beliebt. Weniger wichtig ist Borstwaarenindustrie;
doch ist die Grüneberg'fche Fabrik zu Preßburg weltberühmt und ihre Bürstenwaaren
gehen in großer Menge nicht nur nach England, sondern auch nach dessen überseeischen
Colonien, überdies nach den Vereinigten Staaten, ja nach Afrika. Sehr ansehnlich ist die
Preßburger Tabakfabrik, mit 1.056 Arbeitern.
Bedeutenden Ruf haben sich die im Eomitate fabricirten Spreng- nnd Zündwaaren
erworben. In der Gemarkung der Stadt Preßburg befindet sich die Dynamitfabrik der
Nobel'fchen Actiengefellfchaft. Sie ist in ihrer Art die größte Anlage der Monarchie. Ihr
Hanptproduct ist zwar das Dynamit, doch erzeugt sie auch Schwefelsäure, Salpetersäure,
Nitroglycerin und Kollodiumwolle, ja sie beschäftigt sich selbst mit der Herstellung von
Eerasit und rauchschwachem Pulver. Mit ihren Prodneten deckt sie nicht nur den Bedarf
der Monarchie, sondern auch den der Balkanstaaten. Sehr bedeutend ist noch die Preß-
burger Patronenfabrik, die hauptsächlich die königlich ungarische Honvedarmee mit Munition
versorgt, aber auch stark für Rumänien, Serbien und Bulgarien arbeitet.
Die Hausindustrie ist durch die ganze Bevölkerung des Eomitats verbreitet, dient
jedoch größtentheils nur dem eigenen Bedarf. Für den Markt arbeitet besonders die
Tyrnauer Gegend, die aus der Hausindustrie nicht wenig Nutzen zieht. Die meist-
verbreiteten Industrien sind das Schnitzen, Spinnen, Weben und Sticken, doch weiß man
hie und da auch das Eisen recht geschickt zu verarbeiten. Einfaches hölzernes Werkzeug und
Geräth für Landwirthschaft und Haushalt wird in Bikßärd, Ottenthal, Breitenbrunn
(Szeleskut) und Deaki massenhaft verfertigt. Der Hauptort für hausgewerbliche Verarbeitung
des Eisens ist Groß-Schützen (Nagy-Levärd), wo viel Äxte, Hacken, Beile, ja auch Eßzeug
verfertigt wird. Viele beschäftigen sich längs der Flüsse mit der Verarbeitung der Weiden-
ruthe, ans der in der Engerau (Ligetfalu), Szered, Valta-Sür, Väga und Somerein
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch