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von Preßburg, «gleichsam unter Eontrole der oben lauernden römischen Besatzung, über
den Strom, oder beziehungsweise sie verhandelten hier an die römischen Kaufleute ihre
Rohprodukte und Jndnstrieartikel: ihre Waffen, Schmucksachen, Lederwaren, Granaten
und Opale. Auch der Bernstein der Ostsee überschritt die Donau hier, um ins Römische
zu gelangen. Was hier nach der Römerzeit, im Durcheinander der Bölkerwandernng
vorging, wissen wir nicht. Wir vermuthen nur, daß der Ort nach der Völkerwanderung
einen stärkeren Ausschwung zu nehmen begann. Vor der Anknnst der Magyaren war er
von Slaven bewohnt und eine Ortschaft des großmährischen Reiches. Als die ungarische
Landnahme das Mährerreich vernichtete, gelangte Preßburg unter die ungarische
Herrschaft.
Bei der Begründung der christlichen Monarchie durch Stefau deu Heiligen wnrde »
Preßburg Hauptort, Burg und Verwaltungssitz des gleichnamigen Comitats. Die Burg
erhielt zahlreiche Ländereien, die in den Comitaten Preßburg, Raab, Bars und Eisenburg
verstreut lagen.
Die Stadt Preßbnrg wnrde im Laufe der Zeit vou mannigfachem Ungemach
betroffen. Der deutsche Kaiser Heinrich III. griff sie 1042 mit Heeresmacht an und eroberte
sie. Doch wurden der Kaiser nnd sein Heer bald darauf durch die ungarischen Waffen aus
der Gegend von Preßburg vertrieben. Später (1052) belagerte Heinrich die Stadt
neuerdings, doch leisteten die Einwohner heldenmüthigen Widerstand, brachten die kaiser-
lichen Schiffe anf der Donau zum Sinken und zwangen den Kaiser die Belagerung nach
acht Wochen aufzuheben und auf die angestrebte Lehensherrlichkeit über Ungarn und dessen
Volk zn verzichten. Als im Jahre 1074 zwischen König Salvmon und den Prinzen Geza
und Ladislans der Bruderkrieg ausbrach, wurde Preßburg der Schauplatz eines Theiles
der Ereignisse. Ebenso erfolglos, wie durch Heinrich III., wurde es im folgenden Jahr-
hundert (1108) durch den deutschen König Heinrich V. belagert. Im Jahre 1146 wnrde
es durch einen Heerhaufen der Markgrafschaft Österreich nachts nnvermuthet überfallen
und für den Thronprätendenten Boris, Sohn König Kolomans, im Besitz genommen.
Doch vermochte Geza es bald zurückzugewinueu.
Die Jahre 1241 und 1242 waren für das Land und auch für die Stadt Preßburg
gar traurig. Die wilden Mongolenhorden überflntheten Alles. Nach der unglücklichen
Schlacht bei Mohi floh Bela IV. nach Preßburg, wo er uach Hainburg übersetzte. Da»«,
im Sommer 1241, erschien ein Schwärm des tatarischen Heeres vor Preßburg und
verwüstete das nahe Blumenan (Lamaes), ja selbst die Preßbnrger Vorstadt Schöndorf. Die
Burg selbst, nebst der durch Mauern geschützten Stadt, blieb unversehrt. Allein der Streich,
der das ganze Land getroffen, hatte auch die Preßbnrger gewitzigt; die Festungswerke
der Stadt wnrden jetzt wesentlich verstärkt.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch