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der Stadt leicht erklärt, insofern im Mittelalter ein ununterbrochener Zuzug deutscher
Einwanderer nach der durch Privilegien und Sicherheit lockenden Stadt herrschte. Die
Kenntniß nud Benützung der ungarischen Sprache macht übrigens starke Fortschritte. Die
Zahl der magyarisch Sprechenden beträgt jetzt 21.280.
Man darf Preßburg die Stadt der Industrie und Intelligenz nennen, aber auch
die Stadt der Pensionisten, denn wenn auch das Leben und Wohnen theuer ist und der
städtische Lärm immermehr überHand nimmt, so entschädigt die Stadt dafür durch schöne
Lage, gesunde Luft, gutes Trinkwasser, geordnete Gemeindeverhältnisse, gebildete
gesellschaftliche Kreise, höhere künstlerische Genüsse und die Nähe Wiens, Gründe genng,
um zahlreichen pensionirten Offizieren, Beamten und auch vornehmen Privatpersonen
den Aufenthalt in Preßbnrg nahezulegen.
Die Erwerbsthätigkeit der Einwohnerschaft vertheilt sich in sehr ungleichen
Verhältnissen. Das städtische Gebiet von nahezu 13.000 Joch enthält 5.351 Joch Wald,
3.083 Joch Ackerland, 1.409 Joch Gärten, 1.352 Joch Weingärten, 626 Joch Wiesen,
587 Joch Hutweiden; das Übrige ist Überschwemmungsgebiet, Binnengrund, Graben,
Steinbruch, Eisenbahn. Garten- und Weinbau sind unter allen Zweigen der Urproduktion
die lohnendsten. Die Gärtnerei wird im Großen und mit aller Zweckmäßigkeit betrieben.
Außer den Zier- und Erholungsgärten gibt es noch etwa 400 Joch Obstgärten und
100 Joch Küchengärten. Aus letzteren gelangt viel Grünzeug auf den Wiener, ja selbst
den norddeutschen Markt. Übrigens verliert die Urproduktion infolge der Jahr um Jahr
wachsenden gewerblichen Thätigkeit immermehr an Wichtigkeit. Die Industrieanlagen und
Fabriksniederlagen haben sich nenestens in ungeahnter Weise vermehrt, was auch dem
materiellen Wohlstande der Stadt immer neue Quellen erschließt.
Die Zahl der mit Maschinenkraft arbeitenden Fabriken ist schon sehr bedeutend. Es
gibt zwei Eisen- und Metallwarenfabriken, darunter eine für Hufeisennägel, drei Maschinen-
fabriken und eine Wagenfabrik. Dem Baugewerbe dienen nenn Fabriken: eine für Dachplatten,
eine für Marmor und Granit, dann sieben Dampfziegeleien. Der Holzindustrie gehöre» füuf
Fabriken an, darunter vier größere Dampfsägemühlen und eine Nohrflechterei. Spinnerei
und Weberei siud mit sechs Fabriken vertreten; darunter eine Gold- und Silberdrahtfabrik,
eine Tuchfabrik, eine Segeltuch-, Wachs-, Flachs- und Jnteftosfweberci. Das Bekleidnngs-
gewerbe weist eine Watte- und eine Hutfabrik auf; die feinen nnd feinsten Filzhiite gehen
bis uach Deutschland, Schweden, Norwegen, Dänemark, der Schweiz, Belgien und
Serbien. Die vervielfältigenden Gewerbe sind durch sechs Druckereien vertrete», die Borst-
wareuiudustrie durch eine große und berühmte Bürstenfabrik. Die chemische Industrie
beschäftigt fünf Fabriken; dahin gehören die Patronenfabrik, die Dynamit- und Pulverfabrik,
die städtische Gasfabrik, die Mafchinenöl- und Schmiermittelfabrik, die Spodinmfabrik.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch