Seite - 203 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (5), Band 18
Bild der Seite - 203 -
Text der Seite - 203 -
203
Auf dem Gebiete der Verpflegungs- und Genußmittelindustrie gibt es elf Fabriken. Eine
der bedeutendsten ist die königlich ungarische Staats-Tabakfabrik; erwähnenswerth sind
aber auch die Dampfmühle, die Bonbonsfabrik, Malzfabrik und Bierbrauerei. Auch ohne
Motor arbeitende Fabriken größerer Art gibt es mehrere, insbesondere Wagenfabriken,
Roßhaarreinignngs-, Schafwoll- und chemische Farbenfabriken. In der Stadt Preßburg
befinden sich insgesammt 52 Fabriken, mit 4.797 Arbeitern und Maschinen von 1.400 Pserde-
kräften. Dazu kommen neuesteus noch zwei bedeutende Fabriksanlagen: die der elektrischen
Eisenbahn und der großen Petroleumrassiuerie und Benzinfabrik in Malomliget (Mühlau).
Rechnen wir dazu, daß Preßburg auch 1.940 Kleingewerbetreibende verschiedener Art
besitzt, so darf man ihm füglich die Bezeichnung als Industriestadt beilegen. Auch von den
Erzeugnissen des Kleingewerbes sind einige im ganzen Lande berühmt; so die Arbeiten der
Kunsttischler und Kunstschlosser, die Drechslerware, die Erzeugnisse der Bäcker und Selcher.
Ereditinstitute sind drei vorhanden: die Preßburger I. Sparkasse, die Preßburger
II. Bezirkssparcasse und die Preßburger Gewerbebank. Die jährlichen Einlagen bei ihnen
betragen 22 Millionen Gulden, wovon auf die Preßburger I. Sparcasse fast 20 Millionen
kommen. Die Stadt Preßburg ist ein Brennpunkt des Geldverkehres nicht nur für die
zu den Eameraldistricten gehörigen, sondern auch für andere benachbarte Comitate, ja selbst
für manche auf österreichischem Gebiet gelegene Grenzgegenden. Zu erwähnen ist noch,
daß auch die Österreichisch-Ungarische Bank in Preßburg eine Filiale hat, zu welcher
noch süus Baukuebenstelleu gehören; eine der letzteren befindet sich in Tyrnan. Schließlich
sind noch zwei Creditverbände zu erwähnen, nämlich der Erste Preßbnrger Selbsthilss-
verein und der Preßburger Spar- und Vorschußverein des Österreichisch - Ungarische»
I. allgemeinen Beamteuvercius. Ferner ist Preßburg ein sehr lebhafter Berkehrsplatz, wo
Post, Telegraph, Telephon und Eisenbahn eine große Rolle spielen. Der Eiseubahuverkehr
geht uach sechs Richtungen: nach Budapest, Wien, Sillein, Skalitz, Duua-Szerdahely uud
mittelst der in den Jahren 1889 bis 1891 erbauten großen uud schönen eisernen Eisenbahn-
brücke, nach Steinamanger. Überdies besteht die Donandampsschifsahrt, die namentlich für
den Warenverkehr sehr wichtig ist.
Dem Glaubensbekenntniß nach ist der größte Theil der Bevölkerung (39.020)
römisch-katholisch; die Evangelischen zählen 7.347, die Jsraeliten 5.39V, die Resormirten
525 Seelen. Die große Überzahl der Katholiken prägt sich schon im Äußern der Stadt aus,
ihueu gehören die größten und schönsten Kirchen, unter denen die Propsteikirche an erster
Stelle zu erwähnen ist. Diese ist nicht nur als Bauwerk hervorragend, sondern auch durch
ihre historischen Beziehungen, denn sie war Krönungskirche. In architektonischer Hinsicht
wurde sie schon an anderer Stelle gewürdigt; hier erwähnen wir blos ihre schönen gemalten
Glasfenster, die von Rasael Donner 1734 in Blei gegossene Reiterstatne des heiligen Martin
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch