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Club der ungarischen Bevölkerung, den man auch den Geselligkeitsclub der Beamten und
Honvedschaft nennen könnte, schließlich der katholische Club im Primatialpalais.
Übrigens ist das Vereinsleben hier auch in anderer Hinsicht sehr rege. In wenigen
Städten gibt es so viele Gesellschaften und Vereine, wie in Preßburg. Was wohlthätige
Institute und Vereine, überhaupt auf Nächstenliebe beruhende Hilfsthätigkeit betrifft, steht
Preßburg gewiß unter allen Provinzstädten Ungarns voran. Zur Linderung der Armuth
wurde vor fast zwei Jahrzehnten die städtische Volksküche gegründet, die den Bedürftigen
jährlich eine halbe Million Portionen gesunder Speisen und wärmenden Thee zn außer-
ordentlich niedrigem Preise liefert. Seit 1891 besteht auch eine besondere israelitische
Volksküche. Der wohlthät ige Frauenverein, mit einem Grundcapital von 127.000
Gulden, gibt jährlich 6000 bis 7000 Gulden anf die Erhaltung von Kinderbewahr-
anstalten, Krippenhäusern und des Franz Joseph-Kinderspitales ans. Die kinderärztliche
Ordinat ionsansta l t bietet den kranken Kindern armer Eltern ärztlichen Beistand und
Arzneien. Die Sanc t S tephans-Krippenansta t t in Blnmenthal, Bewahranstalt nnd
Kindergarten zugleich, übernimmt täglich 90 Kinder znr Wartung und Verpflegung vom
Morgen bis zum Abend. Die Huinanitas verwendet jährlich 600 bis 700 Gulden anf
Bekleidung braver, fleißiger Schulkinder ohne Glanbensnnterschied. Das 1831 gegründete
Waisenhaus, welches ueuerer Zeit S tephauie-Waisenhaus genannt wird, ersetzt in
einem neuen Gebäude 60.Kinder» das elterliche Haus und dessen Pflege. Dieses
Waisenhans besitzt schou ein Grnndcapital von 159.945 Gnlden. Znr Erziehung
verlassener armer Kinder besteht ein 1891 erbautes palastartiges Gebäude, das „Jsabella-
Asylhaus für arme Kinder", worin -10 Kinder leiblich nnd geistig versorgt werden.
Alte oder znr Arbeit untauglich gewordene Bürgersleute beiderlei Geschlechts, die sonst
vielleicht ihrcu Lebensabend in Verzweiflung hinbringen müßten, finden im Bürger-
ver forgnngshans zu St . Ladis laus Wohnung, Heizung, Bekleidung, Nahruug und
Krankenpflege. Obdachlose finden im städtischen Arbei tshaus Unterkommen, Verkommene
in dem 1778 gegründeten städtischen Lazareth. Arme Familien versieht der katholische
St . Vincenzverein mit Nahrnugsmitteln.
Anch den armenKranken wird in Preßbnrg reichlich Hilfe zntheii. Das 1864 eröffnete
Landes-Krankenhans ist auf 400 Betten eingerichtet, hat einen jährlichen Kranken
verkehr vo« etwa 4000 Fällen und eine» Jahrcsbedarf von 50.000 bis 60.000 Gnlden.
Es besitzt eine besondere Abtheilung für Geisteskranke. Das Sp i t a l der Barmherzigen,
eine Stiftung des Primas Georg Szelepcsenhi von 1669, wozu noch das 1802 gegründete
Reconvalescentenhans des Barmherzigen-Provineials Matthäus Riediger gehört, nimmt
jährlich 600 bis 700 männliche Kranke anf. Das Sp i t a l der Elisabethinerinnen in
der Spitalsgasse ist eine Stistnng des Primas Emerich Eßterhäzy ans dem Jahre l 744;
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch