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(Csuny) aus dieser heraus- und bei Apsldörfl (Venek) wieder in sie zurückfließende Wiesel-
burger oder Kleine Donau gebildet. Da die Donau seit Urzeiten rechts hindrängt, vergrößert
sie das Csilizköz zusehends. Aber in dem Verhältniß, in dem dieses wächst, nimmt das
Szigetköz ab. Die im Zuge befindliche Regnlirnng uud die dazu gehörigen Quaibauten
werden jedoch diesen fortwährenden Veränderungen des Flußbettes ein Ende machen.
Zwischen den Inseln Kleine und Große Schütt, von Ragendorf bis Apfldörsl, bildet
der Hauptarm der Donau noch etwa 295 größere und kleinere Inseln und Sandbänke;
außerdem der Wieselbnrger Arm allein 44.
Die große Schütt war einst ein besonderer Bezirk und selbständige „proviueia". Die
Ortschaften des oberen Theiles (Feltäj) gehörten größtentheils zur Preßburger, die des
unteren (Altaj) zur Komorner Burg. Der Preßburger Theil wurde einst auch Csallöközer
Comitat (Lomitatus cke dsallükö?) genannt.
Die Mehrzahl der Einwohner gehörte dem Adelstand an. Es gibt noch jetzt Dörfer,
wo alle Bewohner adelig sind. Einige der glänzendsten Adelsfamilien, so die Jlleshäzy,
Esterhäzy, Amade, Kont n. s. w. können die Insel Schütt ihre Wiege nennen.
Nach der Überlieferung begann die hiesige Bevölkerung noch zur Zeit St. Stesaus, der
hier mehrere Kirchen baute, das Christenthum anzunehmen. Er selbst wohnte der Sage nach
auf der Stätte der Ortschaft Vajka und soll daselbst die noch jetzt gedeihenden vielhundert-
jährigen Cornelkirschenbäume gepflanzt haben. Das Volk bewahrt auch viele sagenhafte
Erinnerungen an den öfteren Aufenthalt der Könige Sigismnnd und Matthias in Esallököz,
wo sie Paläste und Jagden unterhalten hätten. In der That war dies die Blütezeit der
Insel Schütt; ihre Kirchen, interessante Baudenkmäler, stammen meist aus dieser Zeit.
An mehreren Punkten befanden sich königliche Jagdschlösser. Die „Terra Vadaskert"
Wildgarten) ist schon zugrunde gegangen, aber im XVI. Jahrhundert war sie noch
vorhanden. In der Gemarkung von Örs heißt eine Stelle noch jetzt Vadasdülö
Wildacker). Da der feuchte Boden zur Obstzucht sehr geeignet war, wandte sich ein
großer Theil der Bevölkerung dieser zu. So wurde denn aus der Insel Schütt ein „Obst-
paradies", ein „Fruchtgarten". Ihre Prodncte gelangten zu großem Rufe. Verböezy
erwähnt in seinem Gesetzbuch „Tripartitum", daß die auf der Insel Schütt gewachsenen
Weintrauben höher geschätzt werden, als alle anderen. Als aber die Abzweigungen der
Donau und ihrer Nebenflüsse infolge der Regulirungen auszutrocknen begannen, gingen
die Obstgärten ein, die Gärten und fruchtbaren Haine wurden zu öden Sandstätten.
Anderwärts wieder verkamen die alten Dämme nnd die Strömnng des Flusses vernichtete
den Wohlstand. Die auf der Insel verbreitete Sage erzählt den Niedergang der Schütt
folgendermaßen: Einst befand sich hier der Goldene Garten der Feen, wo ewiger Frühling
blühte und goldene Früchte wuchsen. Der Wohnsitz der Feen war die mitten in der Kleinen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch