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günstig. In Dojcs ist auch jetzt das schönste Vieh der Gegend. Szeniez hat seinen Namen
von dem Heureichthum dieses Thales; es ist ein hübscher Ort und verdankt seinen Wohl-
stand den bedeutenden Viehmärkten, die sich durch die günstige Lage an zwei vielbefahrenen
Landstraßen so gehoben haben. Die eine führt im Verböezthale nach Velka. Sie berührt
die Ortschaft Szobotißt , die einst zur Burg Bana, später zur Burg Bereucs gehörte und
im XVl. Jahrhundert durch die hier ansässig gewordeneu Habauer zu Ruf gelangte. Sie
wurde der Hauptort der von Mähren her nach Broeko, Holics, Schloßberg, Gutteusteiu
(Jokö) und Telluitz (Vittenez) gekommenen Wiedertäufer-Colouien. Die Gütergemeinschaft
und communale Sonderstellung, in der sie einst lebten, hat aufgehört, sie wurden zur
katholischen Religion bekehrt und verschmolzen mit der slovakischen Bevölkerung. Unter-
einander sprechen sie noch jetzt deutsch, wie ehedem, denn die Habaner von Szobotißt
halten sich für Nachkommen von Herrenhntern aus Hannover. Zahlreiche Wörter sind nur
ihnen eigenthümlich, so: „Adla" (Adler), „Oltl" (Alter, Vater), „Basa" (Tante),
„Kakerle" (Ei), „Örterle" (Wohnstätte), „Stuberle" (Schlafraum) u. f. w. Wer den von
Habanern bewohnten Theil von Szobotißt betritt, sieht eine sonderbare Welt nm sich.
In langen Reihen stehen da ebenerdige Häuser von eigenthümlichem Bau, in denen
Reinlichkeit und eine ernsthafte Ordnung herrscht. Über dem zum Wohnen und Arbeiten
eingerichteten Erdgeschoß erhebt sich ein zwei-, ja dreistöckiger Dachboden, der in kleinere
Abschnitte getheilt, die habanischen Schlafkammern („Örterle" oder „Stuberle") enthält,
welche übrigens jetzt größtentheils als Getreidespeicher dienen. Den festen und sauberen,
sorgfältig mit Lehm verstrichenen Bau bedeckt das berühmte „habauische Dach". Dieses
besteht aus zwei- bis dreifach übereinander liegenden, mit Lehm durchkneteten Stroh-
schichten, zwischen denen sich dünne Lehmlagen befinden, während die Innenseite mit
einem gypsartigen Mörtel befestigt ist. Dieses Dach ist außerordentlich dauerhaft, Feuer
kann ihm nichts anhaben, dem Sturm widersteht es trefflich, so daß die Regierung es im
vorigen Jahrhundert wiederholt zur Verwendung für das ganze Land empfohlen hat.
Der Verböezer Straße schließt sich an der ungarisch-mährischen Grenze eine zweite
Straße an, die vom Fuße der Javorina her durch Gegenden, welche für Schaf- und
Rindviehzucht geeignet sind (Miava, Ö-Tura, Botfalu) nach Waag-Nenstadtl im Waagthal
führt. Miava ist die größte und volkreichste Ortschaft des Nentraer Comitats; sein Gebiet
beträgt 14.321 Joch mit 10.000 Einwohnern, wovon jedoch nur 3.000 im Orte wohnen,
während die übrigen im Gebirge des Gebiets auf über 100 colonisirten Rodungen leben.
Die Ortschaft zieht sich mit ihren zerstreuten Häusern, Äckern, Gärten und Hutweiden über
zwei Wegstunden hin, und der Wanderer in der Richtung von O-Tura weiß kaum zu sage»,
wo er das Ende der einen Ortschaft verlassen und das Gebiet der anderen betreten hat, so
dicht stoßen ihre Rodungen zusammen. In dieser vorzüglichen Gebirgslnst lebt ein gesunder,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch