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erheben sich die Trentschiner Berge, bis zur Senkung von Jaßtrabje, und über diese
hinaus die den nördlichen Theil des Jnovecz umgebenden Berge; gegeu Osten strahlen
von den Bergen Zaparka und Cserni her die den Banowitzer (Bäner) Bezirk erfüllenden
Berge des Rokos aus. In dem trennenden Thale geht vom Paß aus eine prächtige Straße
nach Motesiez, Boböt und Banowitz. Motesicz war einst Sitz eines Herrengeschlechtes;
das schöne, mit einem Graben nmzogene Schloß stammt aus dem XVl, Jahrhundert. Es
hat eine Fabrik von Zündholzschachteln. In Boböt besteht eine Fabrik für gewöhnliches
Pack- und Cartonpapier, die aber seit ihrer Neueinrichtung auch feinere Papiersorten her-
stellt. Überhaupt ist im Banowitzer Bezirke die Industrie sehr entwickelt. Zahlreiche
Spiritusbrennereien sind in der Gegend thätig, in mehreren Gemeinden wird Wachholder-
branntwein und Slivovitz gebrannt. Links von der Boböt-Banowitzer Straße liegt das
Szlatina-Thal, in dessen Bach die Forelle häufig ist. In Podluzsäu haben die Grafen
Zay, in Hornyän Graf D'Harconrt modern betriebene Landwirthschaften. Besondere
Erwähnung verdient Zay-Ugröcz, in anmuthiger Gebirgsgegend, eine zu hoher Blüte
gelangte Anlage für ungarische kunstgewerbliche Holzarbeiten. Zay-Ugröcz besitzt alte
Industrien. Die Tuchweberei wurde hier, wie in Pnchö, durch böhmisch-mährische
Flüchtlinge protestantischer Religion eingeführt. Die Familie Zay hat fünf Generationen
hindurch gearbeitet, um die Industrie heimisch zu machen. Schon Peter Zay unter Maria
Theresia errichtete in Szlatina eine Papierfabrik, die noch jetzt besteht. Die Erzeugnisse der
Schnitzereischule: Zigarrenspitzen, Schreibgeräthe, Zierrahmen, Nippsachen und Luxus-
gegeustäude, sind anch in der Hauptstadt wohlbekannt. Die Fabrik von Spazierstöcken, mit
620 Arbeitern, ist musterhaft eingerichtet und geleitet, sie versendet Millionen von langen
Spazierstöcken nach China, ihre Sonnen- und Regenschirmstiele aber sind über die ganze
Welt verbreitet. Die an Stelle der einstigen Tuchfabrik entstandene Glasfabrik ist eine der
größten in der Monarchie; ihre Technik bedient sich aller Errungenschaften der Zeit und
die feinen Glaswaaren gehen bis nach Ägypten, Ostindien, Japan und den Vereinigten
Staaten. Ugröez ist Hauptort der ans 19 Gemeinden bestehenden Zay'schen Herrschaft.
Seine einstigen Herren waren Matthäus Csäk, Wojwode Stibor, die Dersffi, die Szilagyi
vouUgröcz; nach dem Tode des letzten Szilägyi (Peter) fiel es an die Krone. Ferdinand I.
gab es 1547 seinem Parteigänger Franz Zay, dem Mitgesandten Verancsics' bei der hohen
Pforte und Commandanten von Kafchan. Dieser erbaute in der Nähe des an der Comitats-
grenze stehenden Rokos (1010 Meter) die Burg Ugröez, mit Wartthurm uud Kapelle.
Jetzt ist sie Ruine. Aus ihren Wirthschaftsgebäuden entstand Bäralja. Die Familie stieg
mit der Zeit ins Thal hinab, in das ausgedehnte dreistöckige Schloß, dessen Kapelle zur
Zeit der Verfolgungen den protestantischen Gläubigen als Bethaus diente; die Familie
war nämlich seit dem Tode ihres Begründers Franz Zay immer eifrig evangelisch. In den
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch