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Dieses mächtige Kalksteingebirge ist nach der Hohen Tatra die schönste und mannig-
faltigste Erhebung des ungarischen Oberlandes. Es begrenzt das Tnröczer Becken im
Norden, zwischen Trentschin und Ärva auf eine Länge von 15 Kilometer. So mannig-
faltig seine Formen, so verschiedenartig sind die Gebilde, aus denen sein Schoß besteht.
Seine nördlichen Gipfel sind bald Quarzit, bald Dolomit, bald Kalkstein; die südlichen
Abhänge bestehen aus Granit, die östlichen und westlichen Endglieder aus rothem Sand-
stein. Der mächtigste Gipfel ist der Kleine Krivän (1711 Meter), der eine herrliche
Aussicht auf das Waag- und das Turöczthal bietet. Seine Nachbarn sind die Krivän-
Fatra (1669 Meter) und der Chleb (1644 Meter); auch die übrigen Gipfel des
Grates sind über 1.3<X> Meter hoch. Die Seitenäste, die Varinka und der Bergrücken
längs der Waag, steigen ganz Plötzlich auch bis zur Grathöhe auf; selbst der niedrigste
Paß hat 1185 Meter. Sein mächtigstes Felsmassiv, das bis nach Trentschin und Ärva
hineinreicht, ist der doppelte Roßudeez, und auch der Szuchyberg an der Grenze von Ärva
ist eine kahle Felsmasse. Seine subalpinen Gegenden sind von gewaltigen Urwäldern
bedeckt, mit denen sich in Oberungarn nur die von Märamaros vergleichen können. Sie
bestehen aus Tannen, Weißfichten, gewöhnlichen Fichten, hie und da Buchen, gegen die
Gipfel hin aus Zwergfichten, dann folgen üppige Alpentriften mit Rinder- und Schaf-
heerden. Die der Waag zugewandten Gipfel und Abhänge sind felsig, steil, und die des
Kleinen Krivan in solchem Grade, daß dort nicht einmal Schafe weiden können. Die
niederstürzenden Gewässer haben sie tief durchfurcht, die Thäler aber sind tiefe Schluchten,
in denen die wenigen Bäche brausend dahineilen. Sehr schön sind hier im Norden die
Thäler der Bäche Kur und Bela, im Osten die malerisch hindnrchgeschlängelte Landstraße
nach Zazriva, im Süden der Bach Bißtrieska, im Westen der Wildbach Ioßkora, dann
das Sztudeueezthal, das sich ins Turaner Becken öffnet, und schließlich das Thal des
Snttöbaches.
Das Suttöthal ist eine herrliche Alpengegend. Die Berge Zsebräk und Stvh begrenzen
es beiderseits, doch starren rechts und links über dem Bachbett die schwindelnd hohen Berg-
flanken des Uplaz und Sznchy empor, und von ihrer Höhe schauen, aus einem Hinter-
grunde von Tannen und Buchen, lange Reihen von Felsenriesen in den tiefen Thalgrund
nieder. Auf den ausgedehnten Triften weiden hie und da Schaf- und Rinderheerden. In
seinem oberen Abschnitt gleicht das Thal einer Schlucht zwischen felsigen Berghängen; die
von diesen herabgewitterten Felsstücke füllen das Thal dermaßen an, das es einem Stein-
meer gleicht. Der Snttö ist ein krystallklarer Gebirgsbach, der zwischen Felsen dahertanzt
und brausende Cascaden bildet; um vorwärts zu kommen, muß man über ihm von Fels
zu Fels schreiten. Noch weiter oben sind die Bachränder, nebst dem ganzen Thalgrund,
mit thaufrischen Alpenpflanzen bewachsen. Innen schließt das Thal mit einem gewaltigen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch