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branutweiu), denn bessere Obstgattnngen kommen nur hie und da im Waaggelände vor.
Essigfabriken gibt es zwei, die Bierbrauerei ist noch jung, am besten gedeiht die Holz-
industrie. Schade, daß die tortrix murina die herrlichen Wälder zu verwüsten beginnt.
Der ungewöhnlich lebhafte Post- und Geldverkehr zeugt von regem kaufmännischen Geist.
In den drei Geldinstituten von Turöcz-Szent-Märton ist das Wechselgeschäft sehr lebendig
und auch die Einlagen wachsen.
Die Bevölkerung von etwa 50.000 Seelen ist zumeist slovakisch, doch spricht ein
beträchtlicher Theil auch ungarisch, ja bekennt sich als magyarisch. Es ist dies einer der
schöneren Zweige des ungarländischen Slovakenthums, dem es selbst in den unteren
Schichten nicht an einem gewissen Grade von Bildung fehlt. Die Männer sind meist
hochgewachsen, gut ausgebildet und ausdauernde Arbeiter, die Frauen untersetzt, bausbackig
und gleichfalls sehr arbeitskräftig. Das Volk ist im Allgemeinen gutmüthig, arbeitslustig,
regsam und mäßig. Die Mehrzahl gehört zur evangelischen Kirche A. C. Die Dorf-
bewohner gehen, wenn ihr bißchen Acker sie nicht ernähren kann, ins Gebirge, um Holz
zu fällen, es aufzuklaftern oder es zu Achse und Wasser zu verfrachten. In den Bergen
sammeln sie Wurzeln nnd Kräuter, besonders Heilkräuter, pressen Öl aus Beeren oder
lauern dem Feder- und Pelzwild des Gebirges auf, das ihnen zum Verkaufsartikel wird.
Viele fischen im Turöczsluß und seinen Nebengewässern. Ein bedeutender Theil der
Bevölkerung widmet sich dem Hausirhandel und durchzieht die benachbarten Comitate,
sowie nähere und fernere Länder, den zusammengesparten Verdienst aber bringen sie
treulich heim, denn sie möchten sich um keinen Preis völlig von der geliebten Heimat und
Familie trennen.
Das Ärvaer (Lomitat.
In der nordöstlichen Ecke Ungarns, gleichsam eingekeilt in das benachbarte Gali-
zien, liegt das Ärvaer Eomitat, mit einem Gebiet von 2.077 42 Quadratkilometer. Im
Süden dnrch die Tatra, im Norden und Westen durch die Beskideukette und deren Aus-
läufer begrenzt, also im Norden und Osten dnrch natürliche Grenzen von Galizien, und
ebenso im Süden von dem Liptauer, im Westen von dem Turöczer und Trentschiner
Eomitat getrennt, bildet es ein geographisch völlig abgesondertes Ganzes.
Außer den erwähnten Bergketten ist noch eine, die Magura, zu erwähnen, die das
Eomitat von Südwest zu Nordost durchschneidet. Von der Krivan-Fatra ausgehend, dringt
sie bis in die Mitte des Eomitats, bis Szlanicza und Ußtye ein, von wo sie ostwärts in
ein sachte ansteigendes, torfiges, mooriges Plateau vou großer Ausdehnung ausläuft. Die
Wasserscheidelinie dieses Plateaus bezeichnet auch die Eomitats- und zugleich Landesgrenze.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch