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verfolgen lassen. Die Haube besteht aus zwei Stücken, dein Vvrdertheil (nüöelmlij und dem
Hintertheil (clienka). Die jungen Frauen halten auf ihre Hauben große Stücke. Die
Preßbnrger Hauben sind gewöhnlich mit Gold gestickt und sie kosten zuweilen ihre fünfzehn
Gulden. Wer einer Frau ihre Haube vom Kopfe reißt, fügt ihr eine schwere Beleidigung zu.
Bei der weiblichen Tracht ist das unterste Stück der rubäe, ein sackförmiges,
ärmelloses Unterhemd aus Flachs- oder Hanfleinwand, das an Bändern von den
Schultern hängt. Der rubäe besteht in mancher Gegend aus einem besonderen Ober-
und Untertheil (vreknü stünka: clriek und ckolnä stänka: ockvlok). Stellenweise wird
der i-ubäö statt eines Unterrockes getragen, und dann hat man darunter noch ein Unter-
hemd (spocknica, koZela). Schultern und Oberarm sind dnrch das Ärmelleibchen bedeckt
(im Norden opleckc», im Süden rukavce). Es besteht aus zwei Theilen; die Norderseite
hat einen Schlitz, der in der Höhe des Kragens mit einem Band oder Bindfaden
zugebunden wird. Der Kragen des Ärmelleibchens ist oft sorgfältig gestickt, die Ärmel
sind entweder weit und vorne offen oder eng und dem Arm anliegend. Die letztere Art
heißt taele. Das Ärmelleibchen ist der wahre Stolz des slovakischen Mädchens. In der
Gegend von Tyrnan kostet ein goldgesticktes Exemplar bis an die 60 Gulden. Über dem
Ärmelleibchen trägt man verschiedene Oberkleider, von verschiedenem Namen. In den
Comitaten Preßburg nnd Neutra z. B. sind sogar noch gestickte und ausgenähte ZVlaSI'e
in Gebrauch.
Im Wiuter und an Festtagen trägt man in der ganzen Slovakei tnchene Kleiderröcke.
Im Sommer geht man in einem Kleiderrock, namens letnieak (KM'a, Aecela). aus
farbigem Wafchstosf. Unzertrennlich vom Rock ist die Weste (/ivotvk, diueel, bruelük);
sie ist an den Rock genäht und in den Comitaten Neutra, Treutschiu, Preßburg mit
Seide gestickt. Westenartig ist auch das Leibchen (laMik), das mit dem Rock nicht
zusammenhängt. Über den Rock wird vorne eine Schürze (lei-tuckn, Zmee) gebunden,
die für feiertäglich gilt; in der Arbeitszeit trägt man statt der ksrtuelia eine einfachere
xäslerka, anch genannt. In den Comitaten Treutschiu und Neutra trägt man
zwei solche Schürzen zugleich, eine vorn und eine hinten (kasaniea, olZolok). Die Farbe
der Schürze ist gewöhnlich blau, selten weiß. Wo die Schürze nicht gestickt wird, näht
man sie aus geblümtem Stoff (larbenica) und bindet sie mittelst eines Bindfadens ans
Kameelhaar, Schaf- oder Baumwolle um den Leib; zuweilen hat man statt des Fadens
ein Band, so im Nentraer Comitat, wo die Schürze auch gestickt wird.
An Festtagen und bei Hochzeiten binden sich die Franen ein großes Tuch oder
Leintuch (pülka, uteräö, satka, ruenik) um den Kopf. Dieses Tuch oder Leintuch ist
3 Meter lang und von weißer Leinwand; es wird rückwärts so gebnnden, daß die beiden
Enden bis unter die Taille herabhängen. In der Arbeitszeit binden sie sich ein viereckiges
Ungarn V. L8
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch