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wie der westliche zur cechischen. Diese Dialeete haben noch unterschiedliche Provineialismen,
die dann wieder loeale Abweichungen ausweisen.
Die Entwicklung der slovakischen Literatursprache. Die heutige slovakische
Literatursprache hat sich folgendermaßen entwickelt. Jene slovakischen Schriftsteller, die
keine Gelegenheit oder Zeit hatten, die eechische Sprache zu erlernen, vermengten das von
ihnen benutzte Cechisch unwillkürlich mit slovakischen Spracheigenheiten. Diese Slovakismen
nahmen im XVIII. Jahrhundert so überHand, daß Anton Bernoläk im Jahre 1787
(„vissertatio pIiiloloZiev-eritica 6s litleris LIavorum") sozusagen nnr die Orthographie
zu ändern brauchte, um die damalige
slovakische Schriftsprache im Rahmen
der phonetischen Eigenthümlichkeiten des
westslovakischen Dialeetes „Slovakisch"
nennen zu können. Anton Bernoläk gab
1730 eine slovakische Sprachlehre unter
dem Titel „(ürsmmatica slavica"
heraus. Dies war jedoch nur der erste
Schritt zur Sonderung der slovakischen
Sprache von der cechischen. Er
gründete nämlich seine Grammatik auf
den westlichen Dialeet mit dem Laut-
charakter ü, auch Tyrnaner Mundart
genannt, obgleich diese Benennung nicht
ganz paßt, weil die Tyrnauer Sprech-
weise eigentlich nur eine provincielle
Abart des westlichen Dialeetes ist.
Immerhin hatte Bernoläks Auftreten den praktischen Erfolg, daß es ihm gelang, die
Sprachreform durch die katholischen Slovaken annehmen zn lassen, und zwar nicht nur
im kirchlichen Leben, sondern auch in den weltlichen Angelegenheiten. Die slovakisch
Schreibenden freilich mochten im Allgemeinen die Empfindung haben, daß die Neuerung
Bernoläks nur principiell richtig war, im Wesen der Sache aber nicht befriedigte. Der
westliche Dialeet wird von verhültnißmäßig wenigen Slovaken gesprochen, und da er blos
den Übergang zur cechischen Sprache bildet, faßt er nicht die gesammten Eigenschaften der
slovakischen Sprache in sich. Um dem abzuhelfen, beschlossen Ludwig Stür, Miloslav Hozda
und Miloslav Hurban, mit der cechischen Sprache zu brechen, die phonetische Schreibweise
Bernoläks anzunehmen und den verbreiterten mittelslovakischen Dialeet, mit dem Laut-
charakter uo (—ü) zur Schriftsprache zu erheben, da dieser dazn nicht nnr der geeignetste ist,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch