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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
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5 aus dem jedoch die Königsburg mit ihrem Dome, manche Kirche und manche Bastei emporragt. Die „thürmende Stadt", von welcher Schiller spricht, scheint vor unseren Augen aufzutauchen. Man glaubt in vollständige Vergangenheit einzufahren, aus der Gegenwart in frühere Zeiten zu gerathen. Und das ist auch theilweise der Fall. Man möge nur die krumme, zum Schloß führende Straße durchwandern, in welcher die Domherren seit Jahr- hunderten wohnen. Wie still ist sie, wie todt und feierlich. Ein Wunder, daß hier kein Gras zwischen den Pflastersteinen hervorquillt. Krakau ist ein Ort, wie Brügge, Mecheln oder Pisa, eine Stadt, wo das Menschenleben der Vegetation zu sehr gleicht, daß man dieselbe nicht auf den Straßen dulde. Die Häuser der Domherren sehen ebenso ehrwürdig und alt ans wie sie selber und haben noch zum größten Theil ihre Attiea behalten. Freilich genügt ein kurzer Gang durch die interessantesten Gassen, um gewahr zu werden, wie viel Krakau von seinem mittelalterlichen Charakter eingebüßt hat. Feuerbrünste, Kriege, Plünderungen haben dabei mitgewirkt, die größte Schuld trägt jedoch das XIX. Jahr- hundert oder — besser gesagt — die Armut der Stadt in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts. Damals wurde das alte Rathhaus zerstört, damals wurden die Stadtmauer und ihre baufälligen Basteien niedergerissen. Der im Jahre 1815 creirten Republik Krakau fehlte es an Mitteln zu kostspieliger Restauration. Was nicht mit geringer Mühe wieder- hergestellt werden konnte, mnßte verschwinden. In den Zwanziger-Jahren konnte sich die Stadt noch rühmen, einen vollständigen von Thürmen slankirten Mauergürtel zu besitzen: der Verlust, den man damals wohl kaum empfand, erscheint heute unermeßlich. In dem materiell und geistig verarmten Krakall spürte man wenig von der allgemeinen romantischen Bewegung, von der neu ausblühenden Vorliebe für mittelalterliche Knnst, Sitte und Leben. Prächtige Gartenanlagen, Plantazionen genannt, ziehen sich jetzt um das frühere Krakau herum. Die Kastanien und Linden sind allerdings alt, ehrwürdig und schattig; auch sie sind wiederum Vergangenheit geworden. Nur an der nördlichen Seite stehen noch vier Thürme, die man als Andenken der zerstörten Befestigung bestehen ließ. Im heutigen Aussehen der Stadt spielen die mittelalterlichen Überreste eine zwar bedeutende, aber nicht die vorherrschende Rolle. Der Tourist wird viel öfter an die Renaissancezeit als an die Epoche gothischer, geschweige denn romanischer Kunst erinnert. Er muß vor Allem au die italienischen Meister denken, welche im XVI. und XVII. Jahr- hundert nicht mehr für die Bürgerschaft, sondern im Auftrage der Könige uud adeligen Würdenträger arbeiteten. Trotz seiner zahlreichen Backsteinkirchen, nnd trotz der in letzterer Zeit beinahe systematisch vorgenommenen Entstellung seiner Privathänser trägt Krakau heute viel eher den Charakter einer italienischen, aus der Epoche der Hoch- und Spät- renaissance stammenden, als den einer deutsch-mittelalterlichen Stadt.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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