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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 28 -
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28 Krakauer Vorstadt. Sie verdankt sowohl ihr Bestehen, als auch ihren Namen dem Könige Kazimir dem Großen. Es ist dies der Kazimir, eine Stadt für sich, welcher der genannte König im Jahre 1335 Privilegien verlieh, und die im Laufe der Zeit ein Judenviertel Krakaus wurde. Das berühmte Amsterdamer Ghetto kann sich an malerischem Eindruck nicht mit dem Kazimir messen. Hier ist dasselbe Menschengewühl, dasselbe beunruhigende Treiben in den Gassen; allein die Sonne beleuchtet hier kräftiger all' die gelben Kopftücher der Verkäuferinnen, all' die langen Atlasröcke, die nervösen Gesichter, die Fuchsfellmützen. An einem hellen Julitage könnte man hier fast meinen, man sei nach dem fernen Osten gekommen, ein solches Drängen, ein solches Lärmen, ein solches Geschrei in einer fremden, unverständlichen Sprache! Jeden Freitag Abends schimmern die Fenster der elendesten Häuser im Lichterglanz. Jeden Sabbath belebt sich die Vorstadt. Wie viele charakteristische Köpfe, wie viele glühende, doch immer traurige Augen! In den Synagogen versammeln sich die älteren, ernsteren Israeliten. Es gibt unter diesen Bethäusern sehr interessante und schöne, obwohl zumeist verödete. Das bekannteste darunter ist ein aus dem Ende des XIV. Jahrhundert stammender Hallenbau, welcher im XVI. Jahrhundert außen und innen umgestaltet wurde. Er besitzt einen schönen, schmiedeeisernen Baldachin, reiche Renaissance- zierathen an den Wänden und viele schöne messingene Kronleuchter. Inmitten der vornehmlich von Israeliten bewohnten Vorstadt erheben sich prächtige christliche Gotteshäuser; vor Jahren waren dieselben noch viel zahlreicher. Die Kirche, welche am wenigsten ihren ursprünglichen Charakter bewahrt hat, ist die St. Michaels- kirche „am Felschen", wo im Jahre 1079 König Boleslaus der Wilde den Krakauer Bischof, den heiligen Stanislaus, erschlug. Hier befand sich, nach der Ansicht vieler Forscher, die ursprüngliche Kathedrale. Heute haben wir hier einen Bau des XVIII. Jahrhunderts vor uns. In der Nähe davon steht die S t . Katharinenkirche, vielleicht der schönste gothische Bau Krakaus, auf jeden Fall aber die reichste an stilisirten Steinornamenten, Fialen, Portalen und Stabwerk. Ihr Begründer war Kazimir der Große. Das durch Brände zerstörte Gewölbe des Hauptschiffes wurde durch ein hölzernes, dem ersteren nachgebildetes ersetzt. Auch hier mangelt es nicht an Grabmälern, interessanten alten Triptychen und kostbaren Geweben aus dem XV. Jahrhundert. Kazimir der Große soll auch den Bau einer anderen großen Kirche dieser Vorstadt begonnen haben, den der Kirche ,<üoi-pus vomini-. Mit Ausnahme der aus dem XVII. Jahrhundert stammenden Thurmhaube, des ungeheuren großen Barockaltars, der Renaissancekapellen und der Rococoornamente — diese letzteren gehören fast zu den Seltenheiten in unserer Stadt — hat das Ganze seinen kühnen, gothischen Charakter bewahrt. Krakau ist eine stille, träumende Stadt. Hat man sie am Tage und in den Einzelheiten besichtigt, so muß man sie noch einmal bei Nacht betrachten. Vom Beginn
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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