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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 54 -
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54 großen Trappen, die Riesen unter den Vögeln der Steppe. Jetzt ist allerdings ihre Furcht vor dem Menschen unbegründet, da es Sommer und somit Schonzeit ist, aber in einigen Monaten, sobald der erste Reif die schwachen Blumen der Steppe knickt, beginnt die fröhliche Jagd. Vorsichtig muß man da zu Werke gehen, denn der Vogel ist scheu, sehr scheu. Die Gegend beginnt sich zu beleben. An großen Viehherden, die an den Brunnen ihre Morgenruhe halten, reiten wir weiter westwärts. Zahlreiche, kleinen Tannen nicht unähnliche Eqniseten, die knisternd unter den Pferdehufen zusammenknicken, verrathen die Nähe des Hochmoors. Kleine Tümpel, in denen das dunkle Wasser durch Binsen und Schilfrohr durchsieht, zwingen uns vom Pferd abzusteigen und unsere Wanderung zu Fuß fortzusetzen. Welche Lust für den Waidmann! Wer wäre im Stande Alles aufzuzählen, was da kreucht und fleucht, und treu das Leben zu schildern, das da in dem nassen Theil der Steppe pulsirt? Laut aufschreiend erhebt sich eine aufgescheuchte Kiebitzfamilie und verfolgt uns auf Schritt und Tritt mit ihrem fcharftönigen „Kiwit", „Kiwit". Ganze Schaaren von Wildenten, darunter auch einige für den Zoologen interessante nordische Formen, streichen über unseren Köpfen hinweg, um sich in den entfernteren Tümpeln zu verstecken. Piepend steigen die Bekassinen auf und bringen durch ihren raschen zickzackförmigeu Flug deu Anfänger in der edlen Waidmannskunst zur Verzweiflung. Dafür zieht lautlos und geradlinig die Doppelschnepfe unmittelbar über dem Boden, ein Prachtschuß auch für den minder Geübten. Schon außerhalb der Schußweite erglänzt auf dem dunkelgrünen Hinter- grunde ein Silberreiher, dessen schöne und kostbare Federn die Jagdbegierde reizen. Mit Gleichgiltigkeit gegen die nassen Füsse steht er stundenlang im Wasser, um seine Beute zu erspähen. Auch der Kranich ist nicht selten, obwohl seine Zugzeit noch nicht begonnen hat. Der ist noch scheuer als sein soeben erwähnter Verwandter, und der Jäger kann vom Glück sprechen, wenn er ihn auf die Strecke bekommt. Dafür spaziert der dreiste Storch stolz in unserer unmittelbaren Nähe, sich dessen wohl bewußt, daß er von uns nichts zu befürchten hat. Glaubt doch der Bauer, daß jede Mißhandlung dieses Langschnäblers unbedingt die Rache seiner Verwandten nach sich zieht, sind ja doch Fälle vorgekommen — so meint er — daß der Storch aus Rache durch glimmende Holzstücke das Haus in Brand steckte; übrigens ist das Storchschießen eine Todsünde und zieht sicher eine Krankheit, wenn nicht was Schlimmeres nach sich. Plötzlich schlägt ein tiefes Gebrumme an unser Ohr. Es ist die Rohrdommel, dieser merkwürdige Kauz, der, irgendwo im Wasser versteckt, es für seine Pflicht hält, bei diesem eigenthümlichen Concerte den Hoboisten abzugeben. Auf einer trockenen Stelle läßt sich eine Schaar größerer uns unbekannter Vögel nieder. Wir erfahren von unserem Begleiter, daß es echte Steppenbewohner, nämlich die Brachvögel sind.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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