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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 157 -
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157 dauerte das Interregnum, während dessen in Großpolen ein heftiger Bürgerkrieg entbrannte; erst im October 1384 kam die junge, vierzehnjährige Königin nach Polen. Die Verlobung Hedwigs mit Wilhelm von Österreich verlor ihre ganze politische Bedeutung, seitdem ihr anstatt Ungarns die Herrschaft über Polen beschieden war. Eine starke Partei, welche während des Bürgerkrieges den Piasten Ziemowit, Herzog von Mazowien, auf den Thron zu erheben suchte, war bestrebt, durch dessen Vermählung mit Hedwig dem ange- stammten Herrscherhause wieder die Krone zuzuwenden. In den Kreisen der kleinpolnischen Magnaten ist dagegen der kühne Gedanke aufgekommen, die junge Königin an den Groß- fürsten von Littauen, Jagieko, zu verheiraten. Littauen war noch ein heidnisches Land und auch dessen Gebieter ein Heide. Der größte Theil des littauischen Reiches bestand jedoch in rnthenischen Ländern. Sie wurden von Brüdern und Vettern des Großfürsten verwaltet, von Fürsten aus dem Geschlecht Gedymins, die sämmtlich der rutheuischen Kirche angehörten. Die ganze Dynastie stand unter einem starken Einflüsse des rnthenischen Elements; Jagiello selbst scheint im Begriff gewesen zu sein, die Taufe in der rutheuischen Kirche zu empfangen und „den rutheuischen Glauben", wie man sich in jener Zeit auszudrücken pflegte, in Littauen einzuführen. Da erhielt er von Krakau aus die Einladung, um die Hand der schönen Königin von Polen zu werben, wobei selbstverständlich die Annahme des katholischen Glaubens als die erste Vorbedingung betrachtet wurde. Die Krakauer Herren waren zu jenem Achritte besonders durch die Rücksicht auf das rothrutheuifche Gebiet bestimmt. Seit dem Tode König Ludwigs war dieses Land für Polen verloren; das Haliezer Gebiet wurde von Ungarn im Namen der Königin Maria verwaltet, während die wolhynischen Distriete den Littanern freigegeben waren. Es gab nur ein Mittel, nicht nur die rutheuischen Länder, die von Kazimir erworben waren, wieder- zugewinnen, sondern zugleich im Sinne der Bestrebungen des großen Königs die Grenzen Polens weit nach Osten, über Podolien hinaus, gegen Kiew und den Dnjeprstrom zu erweitern, und dieses Mittel bestand in der Berufung des Herrschers von Littauen auf den polnischen Thron. Es war ein großartiger Gedanke, an dem wir wohl die politische Schule Kazimir des Großen zu erkennen berechtigt sind. Über die Gefühle der jugendlichen Königin, welche ihrem ritterlichen Bräutigam treu geblieben war, setzte sich die kalte, politische Berechnung rücksichtslos hinweg. Wilhelm, der bereits nach Krakau gekommen war, wurde genöthigt, zu weichen; nach langem Seelenkampfe entschloß sich Hedwig, dem Wohle ihres Volkes, der Sache des Christenthums ihr eigenes Glück zum Opfer zu bringen. Am 15. Februar 1386 empfing Jagiello im Krakauer Dom die Taufe; zum König von Polen gekrönt, brachte er alle die weiten Gebiete seines Reiches, die littauischen und die rnthenischen unter die Herrschaft der polnischen Krone.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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