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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 181 -
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181 Die neue Großmacht sollte ihre ruthenischen Ländergebiete, welche sie dem Joche der Tataren entrissen hatte, vor deren weiteren Einfällen dauernd schützen, andererseits aber war sie berufen, die Macht des deutschen Ordens, welche sowohl Polen als Lithauen ernstlich bedrohte, zu brechen und den beiden Ländern die Küsten der Ostsee und die Mündungen der Weichsel und des Niemeu zu erschließen. Die Lösung dieser zwei großen Ausgaben war jedoch den beiden vereinigten Reichen dadurch besonders erschwert, daß dieselben trotz ihrer Macht und Ausdehnung durchaus kein einheitliches Gefüge bildeten. In Lithauen selbst bestand ein großer Unterschied zwischen den ruthenischen und den eigentlich lithauischen Provinzen. Die ersteren waren infolge langjähriger Kämpfe und der Unterjochung durch die Tataren demoralisirt und geschwächt, besaßen aber ihre eigene aus Byzauz entlehnte Cultur und eine eigene Schriftsprache, welche sogar am Hofe des Großfürsten von Lithauen in Wilna und in dessen Kanzlei Eingang gesunden hatte. Die eigentlichen Lithauer waren noch Heiden und ihrem Reiche mangelte somit die Anerkennung in dem Völkerrecht des Mittelalters. Die deutscheu Kreuzherren in den Ostseeprovinzen waren mithin nach den Begriffen dieses Rechtes vollkommen befugt, gegen Lithauen zur Ausbreitung des Christenthums einen Vernichtungskampf zu führen. Jagiello erfüllte daher ein Gebot politischer Klugheit, als er sich mit dem Namen Ladislaus taufen ließ und gleich uach der Krönung sich »ach Lithauen begab, um auch sein Volk znr Annahme des Christenthums zu bewegen. Die polnische Geistlichkeit war berufen, dieses Werk der Bekehrung durchzu- führen. Es wurden zwei neue Bisthümer in Wilna und in Troki errichtet nnd dem polnischen Erzbischose von Gnesen untergeordnet. Die abendländische Cultur faßte hiedurch im eigentlichen Lithauen festen Fuß. Der polnische Einfluß auf Lithauen konnte sich indeß unmöglich so rasch und so allgemein geltend machen, um die sofortige Einverleibung Lithauens zu ermöglichen. Um dies zu erreichen, mußten zuvor die heidnischen Lithauer wirklich vom Geiste des Christenthums durchdrungen werden, mußte die ganze politische und sociale Organisation des lithauisch-rutheuischeu Reiches sich jener des polnischen wenigstens nähern. Mit der Übertragung der politischen Einrichtungen Polens auf diese Gebiete hat Ladislaus Jagietto de» Anfang gemacht, indem er iu den lithauischen Provinzen die Organisation der polnischen Wojwodschasten und Eastellaneien ins Leben rief. Mit der Übertragung der socialen Organisation hatte es noch seine weiten Wege. Die sociale Gliederung des polnischen Volkes war auf dem historisch entwickelten Principe der persönlichen Freiheit aufgebaut. Der Edelmann war Eigenthümer seines mehr oder weniger ausgedehnten Gutsbesitzes, der Bauer war persönlich frei und gegen Zinsentrichtung landsässig, die Kirche, der Adel in seinen Territorien, die durchwegs deutschen Städte und sogar die Landgemeinden erfreute» sich einer fast vollständigen Autonomie. Ganz anders in Lithauen und in dessen rnthenischen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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