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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 221 -
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221 seitdem Rußland gegen die Ufer des Schwarzen Meeres siegreich vorgedrungen war. Doch brachte der lange Friede Polen keine wirkliche Erholung und Stärkung, selbst nicht auf wirtschaftlichem Gebiete. Es fehlte überall an Unternehmungsgeist und wahrem Fortschritte, nicht nur die staatlichen Institutionen, sondern auch das einst so rege polnische Gemeinwesen erstarrte. Der Bauer gerieth erst jetzt, da die weitere Colonisation unterblieb, in wirkliche Hörigkeit. Für die Städte ist diese Zeit eine Periode des größten Niederganges. Die einzige Ausnahme bildete Warschan, wohin bereits Sigismund III. seine Residenz ans Krakau verlegt hatte nud welches sich infolge dessen einer größeren Entwicklung erfreute. Das städtische Gewerbe beschränkte sich auf die allergewöhnlichften Prodncte, der kleine Handel ging in die Hände der Juden über, der früher so rege Kunstsinn schwand dahin, Kirchen und Bürgerhäuser gingen dem Verfalle entgegen. Der Adel war auch weit davon entfernt, sich wirklich mit dem Ackerbau zu befassen. Der Export sank und das bare Geld wurde im Lande immer seltener. In diese Erstarrung, von welcher das politische und wirthschaftliche Leben Polens jener Zeit ergriffen war, versank schließlich auch dessen geistiges Leben. Das Volk erlangte seine religiöse Einheit, dank der unermüdlichen Thätigkeit des Jesuitenordens, welchem dafür das Monopol der öffentlichen Erziehung zntheil wurde. Nur die Krakauer Universität setzte diesem Monopole gewisse Hindernisse entgegen und hintertrieb die Gründung einer neuen Hochschule. Diese Streitigkeiten zeigten aber, daß die Krakauer Universität, in welcher die scholastische Richtung wieder die Oberhand gewonnen hatte, nicht mehr im Stande war, mit dem Jesuitenorden den Wettkampf aufzunehmen. Es fehlte keineswegs an Schulen, aber, nach einer einzigen Schablone eingerichtet, beschränkten sich dieselben auf eine rein formelle Bildung. Sie sanken zu Werkzeugen des herrschenden politischen Systems herab und verherrlichten dessen Auswüchse in den Augen der Jugend. Die gedruckte Literatur war, was die Anzahl der Bände anbelangt, zwar nicht im Niedergange begriffen; an Werth konnte sie sich aber mit der früheren keineswegs messen. In dieser Zeit tiefsten Verfalles keimten jedoch bereits die Sprossen einer Wieder- geburt. Sie zogen ihre Säfte aus der französischen Cultur. Mit dieser war Polen bereits im XVII. Jahrhunderte, das zwei Französinnen auf dem Throne sah, in nähere Berührung getreten. Adelige Jünglinge zogen nicht mehr auf die italienischen Universitäten, welche übrigens auch dem Verfalle entgegen gingen; desto häufiger begaben sie sich nach Paris, wenn auch öfters nur zu dem Zwecke, sich französische Manieren anzueignen. Französische Sprache und Literatur verbreiteten sich wenigstens in den höheren Schichten der polnischen Gesellschaft, und bereits in der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts fanden sich Dichter, welche unter dem Einflüsse der französischen Literatur standen. Dem neuen Geist, der aus Frankreich kam, verhalf der Orden der Piaristen zum Durchbruch;
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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