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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 302 -
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302 seines „Pflegers". Gewisse Krankheiten, wie z. B. der Kottun (Weichselzopf) oder das Goöciec (Gliederreißen) sind gleichfalls böse Geister, welche den Leib des Menschen befallen. Der Weichselzopf kündigt sich durch das Einsitzen der Haare auf dem Kopfe an und ist nur ein äußeres Zeichen davon, daß der Gosciee in ihm sitzt. Würde man den Weichselzopf auseinanderkämmen, so würde der Gosciec böse; es entsteht ein entsetzliches Reißen in den Gliedern und der Mensch kann sterben. Es ist daher am besten, den Weichselzopf in Ruhe zu lassen, bis er sich ordentlich einzieht und ablöst. Dann erst darf man ihn abscheeren, und zwar zur Mittagszeit an einem vollkommen heiteren Tage. Den abgeschnittenen Weichselzopf trägt man in einem Säckchen auf der Brust bis zum Charfreitag oder Charsamstag. Am Charfreitag kann man ihn in einen Sumpf einsenken, am Charsamstag aber unter einer Saalweide vergraben. In beiden Fällen muß man ihm eine gewisse Münze ins Säckchen beigeben oder ihn mit Branntwein besprengen. Auf diese Art läßt der begütigte Kottun (Weichselzopf) den Menschen in Ruhe und theilt sich dem Sumpfe oder der Weide mit, welche dann auch verdorrt. Man hat den Koltun oftmals gesehen, wie er sich in diese oder jene Hütte einschlich, wo er in jemanden hineinfahren wollte. Er sieht aus, etwa wie ein großer Maulwurf oder wie eine große Maus. Man fängt ihn jedoch am leichtesten durch die Beschwörungen irgend eines durchwandernden bösen Menschen, oder indem man ihn aufschreckt, wenn man ihn ini Snmpfe oder unter der Weide findet, wohin ein Anderer ihn geworfen. In diesem letzteren Falle darf man weder über ihn steigen, noch das bei ihm befindliche Geld wegnehmen, noch auch ihn auf irgend eine andere Art berühren, denn er wird sich rächen und in den Menschen hineinkriechen. Einst nahm ein junger Bursche dem Kottnn einen Kreuzer auf eine Cigarette; aber kaum hatte er diese ausgeraucht, so fing es sofort an, ihn in den Gliedern zu reißen. Es war noch gut, daß der Hauswirth des Burschen das erkannte und diesen anhielt, dem Kottnn Abbitte und Genugthuung zu leisten, denn sonst wäre der Bursche zeitlebens ein Krüppel geblieben. Seine Abbitte lautete nun folgender- maßen: „Liebes Kottunchen, ich habe Dir aus Dummheit den Kreuzer weggenommen, ich weiß aber schon, was das bedeutet und bedanre es sehr; erbarme Dich meiner, da hast Du anstatt dieses einen Kreuzers gar sünfe und laß mich nicht zu Schaden kommen." Zauberer und Zauberinnen gibt es natürlich ohne Zahl. Die Zauberinnen sind namentlich dadurch schädlich, daß sie den Kühen die Milch entziehen oder verderben, und zwar durch ihre Verbindungen mit den Teufeln. Die Zauberinnen kennen sich unter- einander, denn an jedem Freitag vor Sonnenaufgang halten sie an den Dorf-, Feld- oder Hntweidegrenzen Versammlungen und Berathungen ab. Auch haben sie einmal im Jahre gemeinschaftlich mit den Teufeln eine Hauptversammlung, und zwar am Char- freitag vor Sonnenaufgang. Bei dieser Zusammenkunft brauen sie verschiedene Kräuter und
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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