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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 329 -
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329 wohl großartigen, aber doch mehr theatralischen Effectstück vertauschte. An den Ufern der Weichsel, unterhalb der Mauern des Königsschlosses am Wawel stehen Tribünen, von dichten Menschenmengen besetzt, die zugleich mit unabsehbaren Massen Volks durch ein mächtiges Raketensignal znsammengernsen wurden. Musikbanden spielen Volkslieder, Feuerwerke werden abgebrannt, Beifallsklatschen, Lärm überall! Auf der Weichsel schwimmen Kränze, in den verschiedensten Zusammenstellungen und mit Lichtern versehen, stromabwärts, während die männliche Jugend auf Booten und Kähnen hinterher ist. Endlich kommt ein mächtiges Boot majestätisch herangeschwommen, das mit Kränzen und Wimpeln geschmückt ist. Aus Mädchen und jungen Leuten zusammengesetzte Sängerchöre sind darauf in zauberischer Beleuchtung grnppirt und führen Gesänge auf. Die Lieder erbrausen, es folgt Beifallsklatschen und Rufen, der Feuerwerker entwickelt seine ganze Kunstfertigkeit, bis endlich das Boot den Augen der Zuschauer entschwindet und die Feier beendet ist. Mit dem Frohnleichnamsfeste verbindet sich in Krakau noch eine andere Volks- belustigung. Am letzten Tage der Octave nämlich eilen die Massen nach der Procession in die Vorstadt Zwierzyniec. Von dort kommen ihnen bald andere Volksmassen unter dem Klange einer quickenden Musik, unter Trommelwirbel und Paukenschlag entgegen. Mitten in diesem Gewühle tummelt sich ein in tatarische Tracht verkleideter Mensch mit Turban und gelben Stiefeln und gibt vor, er reite gleichsam ein scheu gewordenes Pferd, das indessen nur ein zu diesem Zwecke hergestellter Popanz ist, in welchem er seine Sprünge macht. In der Hand hält er einen tüchtigen Kommandostab, mit welchem er denen Hiebe austheilt, die ihm im Wege stehen. Neben ihm gehen einige andere Tataren mit Feld- zeichen und vor ihm schreitet einer mit einer großen Fahne einher. Ehemals producirte sich dieser Zug nur im Klosterhofe der Norbertinerinneu auf dem Zwierzyniec, später erst begann er bis zu dem erzbischöflichen Palast in Krakau aufzumarschireu, heute aber stellt er sich auch auf dem Ringplatze vor dem Hause des höchsten Repräsentanten des Staates auf. Hier, sowie vor dem erzbischöflichen Palaste werden Fahnen und Standarten zum Zeichen der Huldigung geneigt, worauf der Tatar sein Pferd tummelt, das heißt, die verschiedensten Sprünge macht, wobei er auf den drängenden Troß einHaut. Nachdem er die erwarteten Geschenke erhalten hat, kehrt der tatarische Haufen nach dem Zwierzyniec zurück, wo er sich ein bescheidenes Gastmahl gestattet. Diese Volksbelustigung wird von den Gebildeten „das Zwierzyniecer Pferdchen" (konik 2^vier?Mecki), vom Volke aber „Lajkonik" genannt. Die Überlieferung erzählt, daß dies eine Erinnerung an den Sieg bedeute, den die Bewohner der Vorstadt Zwierzyniec über die Tataren errungen haben, welche vor Jahrhunderten gerade während der Frohnleichnamsprocession in Krakau eingefallen waren. Von so einem Siege der Zwierzyniecer weiß jedoch die Geschichte gar
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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