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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 331 -
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331 windet inan einen Erntekranz aus dem schönsten und edelsten Getreide, das die Gegend hervorbringt, meistens aus Weizen. Dieser Kranz wird im Hause jenes Madchens gewunden, welches beim Schnitt den Vorrang hatte; diese wählt sich Helferinnen, die Anordnung aber hat eine ältere Frau zu leiten, welche hierin schon erfahren und gewandt ist. Das Gerippe des Kranzes bilden drei Reifen, wovon einer die Unterlage herstellt, während die beiden anderen, kreuzweise übereinander gelegt, die Krone bilden. Die Mädchen, welche den Kranz winden, heißen Kranzjungfern, die älteren Frauen, welche man dazu einlädt, heißen Brautmutter (eigentlich Brautwerberinnen), die Hauswirthe: Brautwerber. Beim Kranzwinden singen die Kranzjungfern passende Lieder. So z. B. im Ropczyeer Bezirk: „Tu Weizchen, wind' und streck' Dich! Und Jede breche hent' Tu aber Reifen, deck' Dich! Die Blumen mir zur Zeit, Doch flechtet nun auch Ihr Und reich' sie her gewunden. Und reichet, Mädchen, mir Auf Stäbchen aufgebunden, Vom Weizchen immer. Zum Kranz mir immer. Ans Rosen macht Stränste, Hochrothe und weiße. Mit Bändern umschlingt sie Und hieher bringt sie Znnl Kranz mir immer." Am folgenden Tage wird der Kranz, gewöhnlich auf einem vierspännigen Gefährt, zur Kirche gebracht; die Kranzjnngfern tragen Blumen im Haar, die Pferde sind mit Reisig geschmückt, der Fuhrmann knallt heftig mit der Peitsche, die Mädchen aber singen: „Zur Kirche feierlich führt man den Kranz gemach, Die Jungfern neben ihm, die Mütter kommen nach, Vom Westen wehet her ein Lüstchen auf den Kranz, Jetzt nimm ihn ab, o Jüngling, und bring' zur Kirch' ihn ganz, Ihr aber Juugferu steiget vom Wagen nun herunter Und mit dem Kranze führet zur Kirch' deu Jüngling munter." Vor der Kirche wird der Erntekranz vom Wagen herabgehoben und einer der Jünglinge, welche mit den Jungfern zugleich herbeigekommen waren, nimmt ihn auf den Kopf und trägt ihn in die Kirche. Zu beiden Seiten begleiten ihn die Kranzjungfern, hinterher geheu die „Mütter". In der Kirche befindet sich eine Menge solcher Kränze, wenigstens so viele, als es in dieser Pfarre Edelhöfe und Vorwerke gibt. Von der Kirche heimkehrend singen die Jnngsern: „Ein Kranz gehöret mein', Wein soll er geben sein? Von Raute ist der Kranz Geb' Dir ihn, Liebster, ganz. Ich geb' ihn Dir, ja Dir! Ein Kranz gehöret mein, Wem soll er geben sein? Von Sinngrün ist der Kranz Dir geb' ich ihn, mein Hans, Ich geb' ihn Dir, ja Dir!"
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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