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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 372 -
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372 svnst noch heißen mögen. Der Obertas ist, wie dies Kenner schon lange bemerkt haben, nichts anderes als ein in hüpfendem Tempo getanzter Maznr, ebenso der „kleine Tanz" und der Ränbertanz. Letzterer ist ausschließliches Eigenthum der Goralen des Tatra- gebietes, der „kleine" hingegen, wiewohl er bei ihnen anch sehr beliebt ist, auch anderswo bekannt. Es besteht natürlich ein großer Unterschied zwischen der Art nnd Weise, wie ein nnd derselbe Tanz von den gebildeten Classen und jener, wie er von der ländlichen Bevölkerung ausgeführt wird; allein das Grundprincip bleibt hier und dort das gleiche. Beim Volke stellt man sich immer im Kreis zum Tanze und tanzt anch im Kreise, wobei der Tänzer des ersten Paares Anführer ist. Dies ist durchaus nothwendig, da eigentlich jeder Tanz beim Volke fast nur eiue Figur hat, es also nicht nöthig ist, einen Figurenwechsel anzusagen; dafür aber wird hier der Reihe nach innerhalb einer Tanzpartie mehrmals herumgetanzt; bei jedem Wechsel des Tanzes aber muß einer der Tänzer der immer nur nach dem Gehör spielenden Musik durch Gesang die gewünschte Melodie angeben. Wenn der Anführer schon bei mehr als einer Hochzeitsfeier gewesen und „Brod aus mehr als einem Ofen gegessen hat", so hält er gewöhnlich in einer Tanzpartie folgende Ordnung der Tänze ein: Polonaise, Maznr, Obertas, Krakowiak. „Ich kenne keinen Tanz", sagt ein französischer Schriftsteller, welcher um das Jahr 1645 in Polen weilte, „der Liebenswürdigkeit, Würde und Anmuth so sehr in sich vereinte, wie die Polonaise. Es ist dies der einzige Tanz, welcher den ehrwürdigsten Personen und den Monarchen, sowie der ritterlichen Tracht wohl ansteht. Der Charakter dieses Tanzes hat seine Poesie nnd seine nationale Eigenartigkeit, deren Hauptmerkmal eine feierliche Würde ist. Er drückt nicht Leidenschaft aus, sondern tritt ans als ein feierlicher Festzug." So ist die Polonaise bis heute geblieben und dieselbe Würde kennzeichnet sie auch bei dem Landvolke, das sie, wenn auch mit geringerer Kunstfertigkeit tanzt. Dieser Tauz geräth leider bei dem Laudvolke in Vergessenheit, so zwar, daß, wo er nicht einen fest vorgezeichneten Platz in einer Hochzeitsceremonie einnimmt, wie etwa bei den Lafowiaken, man ihn nicht einmal dem Namen nach kennt und er zn einem fast gedankenlosen Herumgehen zwischen zwei Tänzen oder vor Anfang des Tanzens herabsinkt. „Im Maznr", sagt ein Kenner, „treffen alle Grundelemente des Tanzes zusammen. Es ist vieles vom kriegerischen Element darin. Sein Schritt allein stellt uns sehr nachdrücklich gleichsam einen sich ans seinem Pferde herumtummelnden Reiter vor; das Stampfen mit dem Fuße — das ist das Stampfen des ungeduldigen Renners, der Hotnbiec (das Umsichselbstdrehen des Tänzers oder Paares mit dem lauten Aneinanderschlagen der Absätze) — das ist der dem Pferde gegebene Sporenstreich; der lebhafte mehr springende als gleitende Schritt des Tänzers — stellt bald den Galopp,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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