Seite - 408 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Bild der Seite - 408 -
Text der Seite - 408 -
408
übrigen den Gesang fortsetzen, dann ein anderer Tänzer beginnt n. s. f. Musikständchen
schließen die Feierlichkeiten am Samstag, welchem der Tranungstag folgt.
Sonntag früh bringen die Musikanten vor den Fenstern des Bräutigams ein
Ständchen (na ckvbrv cken — Guten Morgen), welches an die Melodie des Schwalbeu-
gezwitschers erinnert. Dann folgt ebenso ein Ständchen vor den Fenstern der Brant,
worauf sie zum Bräutigam zurückkehren, welcher unterdessen sich zur Trauung (ckos^Iüdu)
vorbereitet. Die Swachen schmücken jetzt für den Bräutigam das Hochzeitsbrod, iudem sie
in die Mitte desselben einen vielästigen Zweig stecken, welcher dann mit Sinngrünn,
Basilienkraut, Haferähren, Raute und dergleichen umwunden und an den oberen Spitzen
mit Äpfeln verziert wird. Hierauf setzt man den Bräutigam auf die Bank (na ostüni),
der Starosta kämmt sein Haar und setzt ihm die mit einem Sinngrünkranze umwundene
Pelzmütze auf. Dann bittet der Bräutigam seine Eltern kniend um ihren Segen. Hierauf
schreitet der Starosta, den geschmückten koron'H in den Händen, dem Hochzeitszug voran,
welcher sich unter Sang und Klang zur Braut begibt. An der Spitze des Zuges reitet
ein hübscher Junggeselle mit der Hochzeitsfahne (das ist mit einem rothen an einer Stange
befestigten Tuch) und heißt daher (Fähnrich). Unterwegs pflegt derselbe anch zu
tanzen und besteigt sodann sein Pferd wieder.
Unterdessen werden anch im Hause der Braut Vorbereitungen zur Trannng getroffen.
Nach dem ihr gebrachten Ständchen macht die Braut ihre Hochzeitstoilette. Sie setzt sich
auf die mit umgekehrtem Pelze bedeckte Bank oder auf den Backtrog, worauf ihr das Haar
von« ledigen Bruder oder seinem Stellvertreter (in manchen Gegenden vom Vater selbst)
gelöst wird. Dann kämmen die Brautjungfern das Haar und schließlich wird auf das
Haupt der Braut zum letzten Mal der Sinngrünkranz gesetzt. Auch diese Ceremonie begleiten
rührende Lieder:
Längs des Waldes ein weißer Weg führt,
Ein gegrabener Brunnen den Wald ziert;
Ein rother Schneeball steht neben dem Brunnen.
Dorthin fuhr Hänschen mit den Brautwerbern.
Ihm vertrat den Weg der Schneeball dorten,
Mit dem Säbel begann er den Schneeball zu schlagen.
Da begann der Schneeball schmerzlich zu klagen:
Nicht deinetwegen bin ich gepflanzt hier lange Jahre,
Doch deinetwegen liegt Mariechen geschmückt auf der Bahre! (S.-St.)
Sobald der Hochzeitszug mit dem Bräutigam vor dem Hause der Braut angekommen
und mit Sang und Klang in die Wohnstube eingetreten ist, nehmen die Eltern den Ehren-
platz ein und ertheilen zuerst der Braut, dann dem Bräutigam, welche sich knieend verneigen,
den Segen. Dann steckt die Braut dem Bräutigam ein länglich zusammengelegtes Tuch iu
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch