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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 412 -
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412 Nestor erwähnt, wo die Tochter des Plocker Fürsten, Rogneda, sich dagegen sträubt, dem Sohne einer Sklavin, Wladimir, die Schuhe auszuziehen, d. h. ihn zu heiraten. Die junge Frau wird dann noch mit der Peremitka umhüllt und in die Stube zurückgeführt, wo sie die Swacheu in entsprechenden Liedern als Frau (moiock^cia) begrüßen. Montag früh begibt sich die junge Frau in Begleitung des Brautführers und zweier Swacheu in die Kirche zur Einsegnung (60 >v^voäu) durch den Pfarrer. Am Dienstag machen die Eltern der Braut dem jungen Ehepaar einen Bestich, indem sie in Begleitung des Starosten den Rest der Mitgift (prxckane) in der Truhe mitbringen. Schmaus und Sang schließen in der Regel die Hochzeitsfeierlichkeiten. Ist eines vom Brautpaar Witwer oder Witwe, dann wird das Hochzeitsfest mit geringerem Aufwand gefeiert, zumal wenn beide dem Witwenstand angehören. Ist eines der Brautleute Waise, dann übernehmen die nächsten Verwandten die Rolle der Eltern. Auch die Bräuche, welche sich an den Todesfall knüpfen, sind interessant, obwohl schon manches von dem Althergebrachten im Verlöschen begriffen oder in Vergessenheit gerathen ist. Den Tod (smerk) persvnifizirt das rntheuische Volk als ein altes Weib von ungewöhnlicher Schnelligkeit, in weißem Gewände mit einer Sense, mit welcher sie dem Leben des Menschen ein Ende macht. Die Pest, Cholera und dergleichen epidemische Krankheiten personisizirt das ruthenische Volk als ein altes Weib mit Schaufel und Kehrbesen. Das Volk glaubt, daß die Seele des Verstorbenen, gleich einem Vogel dem Körper entflogen, auf ein an der Wand hängendes Bild sich setze und noch in der Nacht nach dem Begräbniß in die Wohnstube komme. Daher stellt man an das Fenster einen Becher voll Trinkwasser und einen Brodranft, damit die Seele, wenn sie das Haus verläßt, auf die weite Reise sich daran labe und sättige. Dem Verstorbenen gibt man außer Weißwäsche selten eine andere Kleidung ins Grab, nur der Kops wird immer dem Alter und Stande gemäß bedeckt. Den Männern gibt man eine Pelzmütze und den Hochzeits- gürtel (Junggesellen mit einem Sinngrünkranze geschmückt), den Frauen den üblichen Kopfputz (peremitka), den Mädchen einen Sinngrünkranz. Mädchen kleidet man überhaupt in einen Hochzeitsanzug. Besonders ergreifend ist das Begräbniß eines verlobten Mädchens, welches ganz wie zur Trauung gekleidet wird. Frauen und Mädchen legt man, obwohl selten, gelblederne Stiefel an, Männern werden die Füße gewöhnlich in Leinwand eingewickelt, damit sie nicht barfüßig zum jüngsten Gericht erscheinen. In den Sarg wird den Frauen, Mädchen und Junggesellen ein Taschentuch zur rechten Hand gelegt; in ein Ende desselben werden in der Regel zwei Kreuzer eiugebuudeu, den Männern dagegen in die Pelzmütze genäht, ein Brauch, der an den Obolos der alten Griechen erinnert.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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