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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 486 -
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486 Kerzen verwendet werden, um eine Krankheit abzuwenden; belegt man einen mit dem Tode ringenden Menschen mit einem neuen Namen, um den ausgesandten Todesengel von der Spur seines Opfers abzulenken; ruft man auf den Gräbern die Fürsprache der Todten an, wenn eine Gefahr droht; kreidet man die Fanden der Häuser, um einer grassirenden Seuche den Eintritt zu wehren und feiert eine Hochzeit auf dem Gottesacker, wenn die Epidemie, ungeachtet all dieser Mittel, noch immer nicht weichen will. Sehr verbreitet ist der Glaube an die Wunderrabbis. Das sind nicht die an den Gemeinden wirkenden, offiziell bestellten und mit einem statutarisch bestimmten Wirkungskreis umgebenen Rabbiner, sondern Männer, die vermöge ihrer dynastischen Abkunft oder ihrer Frömmigkeit dafür gelten, in persönlichen Beziehungen zu Jehova zu stehen und durch ihre Fürbitte Wunder wirken zu können. Kranke, von den Ärzten aufgegeben, schleppen ihre siechen Leiber in die kleinen, entlegenen Orte, wo die Heiligen wohnen, nm ihren Segen zn erflehen. Blinde erwarten von ihnen ihr Augenlicht, Lahme den Gebranch ihrer Glieder, unfruchtbare Ehen Nachkommenschaft, Kaufleute die Prosperität ihrer Unternehmungen. Jeder bringt eine Gabe und nimmt eine Hoffnung mit. Namentlich zur Zeit des jüdischen Neujahres und des Versöhnungstages finden förmliche Wallfahrten zu diesen Wundermännern statt, die nicht als Betrüger bezeichnet werden können, weil sie dem Hilfesuchenden nichts versprechen, als für ihn zu beten. Die Gläubigen, die zu den Wunderrabbis halten, gehören zumeist zu der Secte Chasidim; fanatisch und wild wie die Derwische, tanzen, springen und schreien sie beim Beten ebenso und sind nicht minder intolerant; sie beten mehr und fasten mehr, als vorgeschrieben ist. Einen diametralen Gegensatz zu diesen Hypertalmudisten bildet eine andere um 800 n. Ch. von Anan gegründete Secte, die Karmten, welche in der Krim zahlreich leben, in der Felsenfestung Snfat-Kalai ihren Hauptsitz haben, mit den Ehazaren nach Polen kamen nnd sich in Halicz, welches in alter Zeit seinen eigenen Fürsten hatte, niederließen, wo sie Handwerke und Ackerbau treiben. Diese Secte, ein kleiner Ast vom großen Judenstamme, verwirft vollständig die Vorschriften des Talmuds, befolgt dagegen mit noch größerer Genauigkeit, als selbst die frömmsten Rabbiniten, jene der Bibel, und zwar derart buchstäblich, daß dem Verbote, Samstag Feuer zu machen, dadurch entsprochen wird, daß sie weder Licht anzünden, noch selbst bei größter Kälte heizen, während die Rabbiniten im Gegentheile Freitag abends möglichst viele Kerzen anzünden und im Winter an Samstagen ganz besonders behaglich warm machen lassen. Auch bezüglich der Speisegesetze, der Fasten und der Feiertage halten sich die Karmten blos an die Bestimmungen der Bibel. Sie führen sonst das Leben des Landmannes, dessen Tracht sie auch tragen nnd von dem sie sich blos durch größere Sauberkeit und den Bart unterscheiden. Untereinander sprechen sie tartarisch, sonst ruthenisch. Ihr Bethaus ist klein
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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