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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 524 -
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524 Das Erste, womit wir uns beschäftigen müssen, ist die Feststellung des Begriffs: was ist überhaupt unter dem Ausdruck Hausindustrie zu verstehen? Bei der allgemeinen land- und forstwirtschaftlichen Ausstellung in Wien 1890 wurde eine selbständige Gruppe für Hausindustrie Österreichs aufgestellt und ein besonderer Pavillon für die gefammte Hausindustrie aller Länder Österreichs errichtet. In dem Programm für die Gruppe Hausindustrie lesen wir Artikel I: „Als Hausindustrie ist jene Productionsform aufzufassen, in welcher der Landbewohner in oder bei seiner Wohnstätte neben der land- oder forstwirtschaftlichen Berufsthätigkeit Gegenstände des eigenen Bedarfes für deu Haushalt und die Kleidung (oder Artikel zum Verkauf, die sonst Objecte der gewerblichen oder industriellen Betriebsamkeit sind) herstellt. Die Mitglieder seiner Familie sind seine Hilfsarbeiter. Lohnarbeiter treten nur ausnahmsweise hinzu. Jene in die land- nnd forstwirtschaftlichen Nebengewerbe fallenden Erzeugungen, die uicht auf Kosten und Gefahr eines anderen, des Großgrundbesitzers, souderu auf Rifico des Hausiudustrielleu fallen, gehören anch hierher." Betrachten wir jetzt etwas näher die ländliche Bevölkerung von Galizien und untersuchen wir, ob diese allgemeine für österreichische Hausindustrie aufgestellte Definition auch für Galizien richtig ist nnd inwiefern sie unverändert bleiben kann. Unser Bauer hat bis in die jüngste Zeit — in entlegenen Gegenden geschieht dies noch jetzt — Alles, was er für sich und seine Familie brauchte, selbst, und zwar hauptsächlich aus den Prodneten seiner eigenen Wirthschaft, nur mit Hilfe seiner eigenen ganzen Familie nach alter Sitte und alten Traditionen seiner Gegend verfertigt. Seine Hauptbeschäftiguug ist noch jetzt und war immer die Landwirthschaft und das nach örtlicher Möglichkeit in allen Zweigen derselben. Aber alle von der landwirtschaftlichen Arbeit freie Zeit benützte die ganze Familie, um nicht nur Lebensmittel vorzubereiten, sondern auch alle nothwendigen Prodnete für Kleidung, Haushalt, Landwirthschaft uud Wohuuug herzustellen. Im Herbst wurden Hanf und Flachs vom eigenen Felde, Wolle eigener Schafe zum Spinnen vorbereitet, und aus Kräutern und Wurzeln verschiedene Mischungen gemacht, nm Färbestoffe nach alten überlieferten Traditionen und Recepten zu bereiten. An Winterabenden wurde fleißig gesponnen und zwar auf der im ganzen Lande üblichen Knnkel (siehe das Titelbild) bei Hellem Lichte der im großen Backofen brennenden Kieferwurzeln und Reiser. Der Wintertag wurde nach Beendigung häuslicher Arbeite» von den Frauen verwendet, um Wäsche für die ganze Familie uud für sich die in der Gegend üblichen Kleidnngsstücke zu verfertigen. Der männliche Theil der Familie befaßte sich im Winter mit dein Weben von Leinwand aus Flachs und Häuf, mit Tuchweberei uud mit Anfertigung der in der Gegend üblichen Kleidnngsstofse und Kleidungsstücke, ferner mit der Zubereitung von
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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