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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 526 -
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526 Erzeugnisse eigener Hausindustrie sind, so fällt die Verschiedenheit grell in die Auge«, um so greller, je näher nnd gründlicher man die Wohnungen, Sitten und Gebräuche der ländlichen Bevölkerung der verschiedenen Gegenden betrachtet. Wir haben es also sichtlich mit einer Bevölkerung von verschiedenster Abstammung zu thun, znmal ja der lange, sich vom Westen nach Osten hinziehende verhältnißmäßig schmale Streifen Landes, welcher jetzt das Kronland Galizieu und Lodomerien mit dem Großherzogthum Krakau und dem Herzogthum Auschwitz und Zator genannt wird, nnr ein Stück eines großen historischen Ganzen ist. Man darf nicht übersehen, daß diese Theile des ehemaligen polnischen Reichs sehr lange Zeit Grenzprovinzen waren, und zwar Grenzprovinzen zwischen Osten und Westen. Auf der eiueu Seite grenzten sie an Länder der ottomanischeu Herrschaft, auf der andern an Länder, welche unter dem Einflüsse und der Herrschaft der römische« uud deutschen Kaiser standen. Durch das jetzige Galizien führte fast der kürzeste Weg von Osten nach Westen; deswegen waren diese Gegenden dnrch Jahrhunderte gar oft der Kriegsschauplatz zwischen Osten und Westen und der Tummelplatz der verschiedensten asiatischen Horden und Völkerschaften aus der Mongolei, Rußland, Schweden, der Moldan und Walachei n. f. w. Bei den meisten dieser Kriege und Streifzüge war der Haupt- zweck, Beute zu machen, und die kostbarste Kriegsbeute waren damals die Kriegsgefangenen. Ganze Bevölkerungen wurden weggeführt, besonders aus Podolieu, uud wer nur zu irgend einer Arbeit tauglich war, wurde hauptsächlich auf den Sclavenmärkten und iu den Selavenbazars Asiens und Nordafrikas verkauft und zu allem Denkbaren benützt. Nach solchen Kriegen und Streifzügen waren öfters ganze Strecken Landes entvölkert. Es mußten neue Insassen gesucht werden. Vor Allem hat man Kriegsgefangene, Nachzügler, Überreste der hausenden muselmännischen Horden angesiedelt. Aber auch Auswanderer aus audereu polnischen Provinzen wurden hier ansässig und ebenso Kriegsgefangene aus dem Westen nnd verschiedenstes Kriegsvolk. Daher kommt es, daß wir hier nnd da Kolonien von Maznren, Kozaken, Tataren, Schweden, Lithauern, Deutschen, Walachen, Türken u. s. w. finden. Die Ureinwohner, wie alle hier eingewanderten nnd angesiedelten Leute, haben Sitten, Gebräuche, Tracht, Hausindustrie und verschiedene Gewerbe und Traditionen ihrer Heimat beibehalten. Diese Einwanderer, Kolonisten, Kriegsgefangene haben sich, soweit nnr möglich war, znsammeugruppirt und sich einen gesammten Marktplatz ausgewählt, wo sie für sich und ihre Stammgenossen zu Hause verfertigte Gebrauchsgegenstände kaufen, verkaufen oder tauschen konnten. Alles war für den eigenen und den Gebrauch ihrer Stammgenossen nach alter Tradition und heimatlicher Sitte verfertigt. Diese Umstände erklären uns die Loealisirnng der Prodnete der Hansindustrie iu einer gewissen Gegend, denn vielleicht schon in nächster Nähe waren die Bewohner anderer Herkunft, eines anderen Stammes, die andere Tracht, andere Sitten und
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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