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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 550 -
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550 Fluß der kleinrussischen Melodie erforderte einfache Harmonien, ohne dissonirende, alterirte Aeeorde und ohne Chromatismen. Die rnthenische Melodie, mag sie ein Kirchenlied oder ein weltliches Lied sein, hat niemals Sprünge (höchstens bis zur Quint), sie drückt alle Gefühle mit wahrer Plastik aus, ohne nach theatralischen Effecten zu haschen und ohne die Gefühle pathetisch zur Schau zu tragen. Die kleinrussische Melodie bewegt sich oft in einer Unklarheit der Donation, und dies alles bildet einen gewissen Reiz und Originalität. Das Tempo des Kirchenliedes ist ein ungleiches und verschiedenartiges. Das Tempo der „Jerosolimka" z. B. wechselt in einemfort, auf ein langsames folgt auf einmal ein lebhaftes, nach dem dreistimmigen Chor ein Solo, wobei die zweite Stimme auf einmal einfällt, um den Ausdruck zu heben. Die kleinrussische nationale Melodie beherrscht die Harmonie, sie darf nicht eine Unterlage für musikalische Künsteleien werden. Es ist daher nicht zu wundern, daß musikalisch Gebildete die neueste Richtung einer Modernisirnng ihrer Kirchenlieder aufs lebhafteste bekämpfen. Die Normiruug des dreistimmigen Gesanges und die Regeln, nach welchen derselbe behandelt werden sollte, war das Werk des XVI. Jahrhunderts. Doch begegnen wir einer Anzahl von Abweichungen, deren Grund in der musikalischen Begabung der Kleinrussen liegt. Je nachdem ein Geistlicher oder, was oft der Fall war, ein Privatmann die Hebung des Kirchengesanges sich zur Aufgabe machte, hob sich sogar in den kleinsten Marktflecken und Dörfern rasch das musikalische Niveau unter dem Volke. Zu Ende des XVI. Jahr- hunderts war neben dem dreistimmigen der vier- und fünfstimmige Gesang unter den Rnthenen bekannt. Lemberg und PrzenttM behaupteten zu Anfang des XVII. Jahrhunderts eine besondere Stellung, indem diese Städte die tüchtigsten Sänger, Diaconen, nach der Moldau entsandten, um den serbischen und sogenannten griechischen Gesang zu erforschen. Wirklich erhielt sich eine kurze Zeit dieser Gesang, bald jedoch beherrschte die sogenannte Jerosolimka mit ihrer bunten Form die meisten Kirchen. Aus Lemberg und Przemyöl verbreitete sie sich über Galizien nach Aniatyn, Kotomea, Trxbowla, Tysmienica, Stanistawöw, Bohorodczany, Tarnopol n. s. w. Vom XVII. bis über das erste Viertel des XVIII. Jahrhunderts war dieser Gesang überall in Galizien gepflegt. Die Einführung des Liniensystems (1604) hatte anfangs keine sichtbaren Folgen. Man war zu sehr gewöhnt an die Manier der Aufzeichnung nach der Methode Szaidnrows und Mesenec (oben und unten Noten mit schwarzer, in der Mitte mit rother Tinte). Das Mensural-System des Franco von Köln war niemals in der ruthenischen Kirche gebraucht, der Sänger orientirte sich durch Zeichen, deren Anzahl neunhundert betrug, später kamen nach und nach Linien, auf welchen quadratische Noten vertical aufgezeichnet wurden. Erst im Jahre 1678 übertrug Korsakow das Kirchenbuch .IrmolvFion" ins Fünfliniensystem und Josef Skolski hat dasselbe zum ersten Mal in Lemberg 1700 in Druck veröffentlicht.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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