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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 574 -
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574 Es treten jetzt drei Männer auf, deren jeder eine andere Stufe und Nuauee der damaligen polnischen Gesinnung und Bildung, alle drei aber gleich charakteristisch darstellen. Nikolaus Roy, 1505 in Zörawno (jetzt Ostgalizien, Bezirk Stryj) geboren, brachte seine Jugendjahre zu Hause mit Jagen und Fischen zu; als ihn der Vater zum Lernen zwingen wollte, begab er sich nach Krakau, doch nur für eine kurze Zeit. Endlich ver- vollständigte er seine Erziehung am Hofe des Wojwoden Txczynski. Dieses rohe, vernachlässigte Naturkind erscheint in seinen späteren Jahren als tüchtiger und strebsamer Verwalter, der sein Vermögen ansehnlich mehrt, immer neue Güter kauft und Städtchen und Marktflecken gründet. Er fühlt daß er zu wenig gelernt hat, er sucht das Versäumte nachzuholen und bringt es bei lebhafter Intelligenz rasch zu einer allerdings mehr eklektischen Bildung. Nun hört er von allen Seiten und liest in allen Büchern von einem neuen Glauben, der die Rückkehr zum ursprünglichen Christenthum sei. Sein Gewissen empört sich gegen die Verweltlichung der Geistlichkeit. Er fängt an zu grübeln, ob denn dieser oder jener Glaubensartikel wirklich im Evangelium begründet sei; es fällt ihm nicht bei, an seiner Befähigung und Berechtigung diese Fragen zu entscheiden, zu zweifeln, so steht denn der durchschnittliche polnische Protestant des XVI. Jahrhunderts fertig da. Er versucht zu schreiben, und zwar polnisch, seinen Gesinnungsgenossen ein erwünschter Alliirter, nmsomehr, da er durch Humor und Witz, durch Geselligkeit und lebenslustiges Wesen allgemein beliebt ist. Durch sein protestantisches Gefühl uud durch literarische Erfolge angespornt, verfaßt er eine Postilla (Predigtensaiumlung), ja selbst einen Eommentar zur Apokalypse. Indem er den „?c»äiucus viwe- des Marcellus Palingenius polnisch umarbeitet, bringt er ein höchst nmsangreiches didaktisches Gedicht in zwölf Büchern zustande, welches VVi^eiuriolv (Abbildung des Lebens eines Ehrenmannes) heißt, und an dem nur die häufigen satyrischen Abschweifungen interessant sind, weil sie auf Sitten- und Culturstand des damaligen Polens einiges Licht werfen. DerAwiei-i^niee (Thiergarten aller Stände mit ihren Sitten und Gebräuchen) ist eine umfangreiche Sammlung von Epigrammen, denen weder die gute Absicht uoch eiu meistens richtiges Urtheil, wohl aber Witz, und zwar nicht nur der feine, sondern auch der derbe und gemeine abgeht. Die ^i^Iiki (Scherze), ihrer Zeit sehr beliebt, sind für die unsrige einfach abgeschmackt. Das letzte, größte und werthvollste von Neys Werken heißt ^ > v o t ?<ze2eiwexo (üötoivieka (Leben des biederen Mannes); ein weitläufiger, in Prosa geschriebener Tractat über Moralphilosophie, etwas geschwätzig, hie und da etwas pedantisch, aber höchst charakteristisch für die Ideen des damaligen polnischen Edelmannes. Ein gutes Herz, ein heiteres Gemüth, Hang zum friedlichen Landleben mit dessen unschuldigen Freuden, Wohlgefallen an Büchern lind reges Gefühl seiner Verantwortlichkeit
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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