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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 580 -
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580 nicht genau bestimmen; doch ist aus seinen Schriften ersichtlich, daß er ihn gekannt und bewundert hat. Die Vermuthung liegt jedenfalls nahe, daß Ronsards Beispiel den jungen Polen dazu anspornen konnte, aus den Schranken der Latinität herauszutreten und den Ver- such zu wagen, seine Muttersprache zur Göttersprache zu erheben. Was poetischen Schwnng, was Reichthum der Gleichnisse und Bilder, was Wohlklang des Verses und edle Einfachheit des erhabenen Stiles betrifft, so ist jenes erste polnische Gedicht Kochanowskis musterhaft; auf einmal hat sich der begeisterte Dichter und der feine maßvolle Künstler enthüllt. Im Jahre 1557 zurückgekehrt, suchte er nach der landläufigen Sitte am Hofe eines großen Herrn sich eine Zukunft, durch seine Gedichte sich Rnhm und Ehre zu verschaffen. Der Hof war anfangs jener des Krongroßmarschalls Firley, später der königliche, wo er in der Kanzlei als einer der Unterseeretäre angestellt wurde. Die Gedichte waren theils lateinische Elegien, theils polnische Lieder, wie er sie nennt ?iesni. Die letzteren sind wohl der Form nach der classischen Lyrik nachgebildet, aber an Gefühl, an Freiheit und Selbstständigkeit, an poetischem Reiz seinen lateinischen Gedichten weit überlegen. Der Inhalt ist zuweilen historisch, hie und da philosophisch, überwiegend aber erotisch. Heiter, graziös, schamhaft oder brennend vor Begierde oder endlich ehrfurchtsvoll, aus der innersten Tiefe des Herzens geseufzt, sind Kochanowskis Liebeslieder ihr erster würdiger Ausdruck in polnischer Sprache, und werden für immer zu den schönsten gehören, welche die Liebe je einem Dichter in dieser Sprache inspirirt hat. Außer den Liedern dichtet er die k'rasxki (Scherze), die wie jene sich wohl durch sein ganzes späteres Leben fortziehen, in dieser Jugendzeit aber in großer Anzahl entstehen und dem Verfasser eine große Popularität verschaffen. Daß dieselben immer anständig seien, läßt sich zwar nicht behaupten, wird aber durch die Art und Bestimmung, so wie durch die Sitten der Zeit erklärt und entschuldigt. Es gibt übrigens unter diesen Scherzen manches feine lyrische Gedichtchen; und die ansgelassensten, die wein- oder genußtrunkensten, wissen doch meistens ihren derben Inhalt durch Witz und Geschmack erträglich, ja angenehm zu machen. Aber, zur Kenntniß des alltäglichen, gesellschaftlichen Lebens nnd der Gebräuche desselben sind die ein Quell reichster Belehrung. Der Dichter war aber weder ausschließlich Liebhaber, noch ausschließlich Weltmann nnd lustiger Geselle. Er war auch Staatsbürger und Patriot mit ernstem Einblick in die verwirrten Verhältnisse seiner Zeit. So kam es, daß er auf Wunsch und im Sinne zweier Viee-Kanzler, der Bischöfe Padniewski und Myszkowski, für zwei aufeinander folgende Reichstage zwei politische (kaum satyrische) Gedichte erscheinen ließ, den und die (Eintracht), in denen er die religiöse Einheit, die Kriegsbereitschaft und das Ansehen der königlichen Gewalt seinem Leser ans Herz legt. Nach einigen Jahren aber zieht sich Kochanowski, des Lebens am Hofe überdrüssig, auf das Land zurück, gibt sich
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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